Samstag, 24. Dezember 2016

Zoo Leipzig - Teil 4

Ein fröhliches, besinnliches Weihnachtsfest wünsche ich allen Freunden, Verwandten, Leserinnen und Lesern!

Die Tropenwelt Gondwanalands war das Thema im vergangenen Teil unseres Zooportraits über den Leipziger Zoo. Im nun folgenden Teil begeben wir uns in den Themenbereich, der dem größten Erdteil gewidmet ist, Asien. Wir werden ins höchste Gebirge der Welt klettern, mit imposanten Elefanten tauchen, Tigern ins furchteinflößende Gebiss schauen und der seltensten Großkatze der Erde begegnen. 

Himalaya und Freiflugvolieren


Als Gondwanaland erbaut wurde, musste für den Eingangsbereich ein Teil der historischen Raubtierterrassen abgerissen werden. Die Terrassen waren einst über einen Gang mit dem Neuen Raubtierhaus im Gründergarten verbunden und wurden bis in die frühen 2000er Jahre noch von Tigern, Löwen und anderen Raubtieren bewohnt, darunter Polarwölfen (Canis lupus arctos). Die Anlagen waren jedoch marode und für die Haltung großer Raubtiere ohnehin nicht mehr geeignet. Zuletzt lebten hier noch Schwarzschwanzpräriehunde (Cynomys ludovicianus), die mittlerweile im Gründergarten untergekommen sind, sowie Nasenbären (Nasua nasua), deren Haltung vorübergehend aufgegeben wurde, sie sollen jedoch laut Masterplan im künftigen Bereich Südamerika eine neue Anlage erhalten.
Anschließend wurde mit dem Abriss der in die Jahre gekommenen Raubtierterrassen begonnen. Bis voraussichtlich Sommer 2017 entsteht hier aktuell die Themenwelt Himalaya.
Die Baustelle des Themenbereichs Himalaya am 28.01.2016, im Hintergrund rechts steht das Gondwanaland.
Hier werden dann die Irbisse (Panthera uncia) in einer übernetzten Anlage zu sehen sein. Der Irbis, auch Schneeleopard genannt (der Name Irbis ist jedoch vorzuziehen, denn es handelt sich um eine eigenständige Art und nicht um einen Leoparden), ist aufgrund seines schönen Felles und weil Viehzüchter in ihm eine Bedrohung für ihre Herden sehen eine bedrohte Art. Er kommt in den Hochgebirgsregionen Asiens vor und kann aus dem Stand bis zu 15 Meter weit springen.
Der Irbis (Panthera uncia) ist perfekt an ein Leben im Hochgebirge angepasst. Hier eine Aufnahme aus der Tigerfarm, wo die Großkatzen derzeit noch leben.
Auch die Nepalesischen Roten Pandas (Ailurus fulgens fulgens) werden hier ein neues Zuhause bekommen. Momentan leben sie noch im Pandarondell nahe der alten Tigerfarm. Die auch Katzenbären genannten Raubtiere ernähren sich vorwiegend von Bambus, Insekten, kleinen Säugetieren und Vögeln. Genau wie die Großen Pandas (Ailuropoda melanoleuca) haben sie als Anpassung an die Bambusnahrung eine Art "Daumen" zum Festhalten entwickelt. Trotz dieser Ähnlichkeit sind beide aber nicht näher miteinander verwandt. Der große Panda ist ein echter Bär (Ursidae), wohingegen der Kleine Panda einziger Vertreter einer eigenen Familie (Ailuropodidae) ist.
In Europa wird ausschließlich die westliche Unterart, der Nepalesische Rote Panda (Ailurus fulgens fulgens) gehalten.
Zum Themenbereich Himalaya wird dann auch einer der beiden großen Flugkäfige gehören. Er wird aktuell denkmalgerecht saniert und später wieder die Waldrappe (Geronticus eremita) und Gänsegeier (Gyps fulvus) beherbergen. Vor der Sanierung war in der Voliere, zumindest in den Sommermonaten, auch ein Königsgeier (Sarcoramphus papa) untergebracht. Dieser Neuweltgeier passt freilich nicht ins Konzept Asien. Aus meiner Sicht wäre es daher äußerst wünschenswert, stattdessen Bartgeier (Gypaetus barbatus) in das Konzept aufzunehmen. Dieser wohl schönste aller Altweltgeier ist hoch bedroht und ein weiterer Halter, der sich am Zucht- und Wiederansiedlungsprojekt in den Alpen beteiligt, kann nicht schaden.
Die zweite Voliere ist verschiedenen Schreitvögeln Asiens gewidmet und optisch den in Asien weit verbreiteten Reisfeldterrassen nachempfunden.
Terrassenartig gestaltet ist die Asiatische Freiflugvoliere. Im Bild v. l. n. r.: Nachtreiher (Nycticorax nycticorax) und Braunsichler (Pelegadis falcinellus).
Recht selten sieht man hier Königs-Glanzfasane (Lophophorus impejanus), die trotz ihres schillernden Federkleids perfekt getarnt sind. Darüber hinaus leben in der Voliere Nachtreiher (Nycticorax nycticorax), Schwarzkopfibisse (Threskiornis melanocephalus), Braune Sichler (Pelegadis falcinellus) und Malaienenten (Cairina scutulata). Die Haltung der Asiatischen Wollhalsstörche (Ciconia episcopus episcopus) wurde leider aufgegeben, da das brütende Paar sich den Pflegern und Besuchern gegenüber aggressiv verhielt. 
Braunsichler (Plegadis falcinellus). Dieser Ibis kommt nicht nur in Asien, sondern nahezu kosmopolitisch vor.

Elefantentempel Ganesha Mandir


Nun geht es eine Treppe hinauf (Rollstuhlfahrer und Familien, die mit Boller- oder Kinderwagen unterwegs sind, können eine Rampe nutzen) zum Elefantentempel Ganesha Mandir. Der Name leitet sich zum einen von der hinduistischen Gottheit Ganesha, die traditionell mit einem Elefantenkopf dargestellt wird, und der Bezeichnung für einen hinduistischen Tempelbau ab. Herzstück des Elefantentempels ist das Elefantenhaus, das 1926 nach den Plänen Carl James Bührings errichtet wurde. Da die finanziellen Mittel fehlten, konnte der Bau jedoch nicht komplett nach den ursprünglichen Plänen fertig gestellt werden. Im Haus lebten neben den Elefanten ursprünglich auch Nilpferde (Hippopotamus amphibius) und Zwergflusspferde (Choeropsis liberiensis).
2002 wurde in Leipzig der erste Nachwuchs bei den Asiatischen Elefanten (Elephas maximus indicus) geboren. Der Bulle Voi-Nam war das erste Jungtier bei den Dickhäutern seit 1936 und erst das dritte zur Welt gekommene Jungtier in Leipzig überhaupt. Mit der Geburt wurde jedoch der Platz knapp und der Ausbau der Elefantenanlage daher vorgezogen.  Dabei wurde dann auch das Elefantenhaus nach den alten Plänen Bührings vollendet, lediglich auf eine ursprünglich vorgesehene Stallung für Nashörner wurde verzichtet. Dafür musste das Giraffenhaus weichen und die Haltung der Flusspferde wurde aufgegeben. Während Zwergflusspferde heute wieder im Gondwanaland zu sehen sind, sind die Großflusspferde nicht wieder in den Zoo zurückgekehrt. Außerdem entstand ein separater Stall für die Haltung von Elefantenbullen mit angrenzender Freifläche. Der Bullenstall ist für Besucher jedoch nicht einsehbar.
Im Inneren des Elefantentempels.
Auf insgesamt 4 voneinander separierbaren Außenanlagen im Stil einer verfallenen, indischen Tempelruine haben die Elefanten nun genug Platz. Aktuell leben in Leipzig 8 Elefanten, 2 Bullen und 6 Kühe. Voi-Nam ist nach einem kurzen Aufenthalt im Heidelberger Zoo in einer Junggesellengruppe inzwischen wieder ein echter Leipziger, der als Zuchtbulle an den Erfolg von 2002 anknüpfen soll. Die Freianlagen sind abwechslungsreich gestaltet, bieten diverse Bodenuntergründe, Badebecken, Suhlen und Kratzmöglichkeiten. Die Hautpflege ist für die Elefanten von größter Bedeutung, denn der Ausdruck Dickhäuter täuscht. In Wahrheit ist die Haut der Elefanten äußerst empfindlich und neigt beispielsweise sehr leicht zu Sonnenbrand. Schlammbäder sorgen außerdem für Abkühlung -Elefanten können nicht schwitzen- und beseitigen unliebsame Parasiten. Für die Tierbeschäftigung sorgen außerdem so genannte Rüssellöcher. Die Tierpfleger können darin Futter verstecken, das die Elefanten mit ihrem Rüssel dann heraus angeln müssen.
Asiatische Elefantenkühe (Elephas maximus indicus) haben im Gegensatz zu den Bullen keine sichtbaren Stoßzähne.
Über eine Treppe gelangen wir in den Keller des Elefantenhauses (Rollstuhlfahrer haben die Möglichkeit, über den normalen Eingang ins Elefantenhaus zu gelangen, dort steht ihnen ein Fahrstuhl zur Verfügung). Hier findet sich eine echte zoologische Rarität. Seit 2009 zeigt Leipzig als einziger Zoo außerhalb Asiens hier nämlich Formosa-Ohrenschuppentiere (Manis pentadactyla pentadactyla), die als Geschenk des Zoos Taipeh nach Sachsen kamen. Die ungewöhnlichen Säuger, die ihrer Gestalt wegen auch als Tannenzapfentiere bezeichnet werden, sind ausgesprochene Nahrungsspezialisten. Mit ihren kräftigen Klauen verschaffen sie sich Zugang zu den Bauten von Ameisen und Termiten und lecken die Insekten anschließend mit ihrer langen, klebrigen Zunge auf. Die Schuppentiere sind in ihrer Heimat akut vom Aussterben bedroht, vor allem durch Schmuggel und weil Schuppentierteile in der asiatischen Medizin zum Einsatz kommen. Weil das in Leipzig gehaltene Paar bislang noch keinen Nachwuchs bekam, traf im Dezember 2016 ein zweites Paar aus Taipeh ein, das zunächst aber hinter den Kulissen gehalten wird und bereits in Taipeh erfolgreich züchtete.
Mit ihrer langen, klebrigen Zunge lecken Ohrenschuppentiere (Manis pentadactyla pentadactyla) Ameisen und Termiten aus den Bauten, die sie zuvor mit kräftigen Klauen aufbrechen.
Über eine Glasscheibe kann man vom Keller aus außerdem in das Badebecken der Elefanten schauen. Mit etwas Glück bekommt man die Gelegenheit, den Dickhäutern sozusagen mit einem herrlichen Unterwassereinblick beim Plantschen in ihrer riesigen Badewanne zusehen zu können.
Über eine weitere Treppe gelangen wir ins Erdgeschoss. Von dort können wir die Elefanten vor allem in den Wintermomaten auf der Innenanlage beobachten. Hier gibt es außerdem noch zwei Volieren, die originär mit seltenen Balistaren (Leucopsar rothschildi) besetzt waren. Die Stare sind aktuell im Alten Vogelhaus untergebracht und wurden 2014 durch Sri-Lanka-Riesenhörnchen (Ratufa macroura), auch diese Art wird in Europa nur in Leipzig gehalten, ersetzt. Die großen Nager sind gegenwärtig jedoch in einem Gehege im Neuen Vogelhaus untergekommen. Über den eigentlichen Eingang verlassen wir nun das Elefantenhaus und kommen an einer historischen Elefantentransportkiste vorbei. Die Spezialkisten kosteten einst so viel wie ein kleines Einfamilienhaus und gehörten den Zoos. Heute jedoch kann sich kein Zoo diese Kosten mehr leisten, daher übernehmen Spezialfirmen den Tiertransport. Wir lassen die imposante Konstruktion aus Holz und Stahl hinter uns und gelangen nun zum nächsten Highlight im Themenbereich Asien.

Tiger-Taiga und Leoparden-Tal


Wir kommen vorbei am Pelikanteich. An die zahlreichen Teichanlagen grenzt auch das ehemalige Nashorngehege an. Die Stallungen wurden umgebaut und voraussichtlich 2017 werden die Przewalskipferde (Equus przewalski) ihre momentane Anlage im zukünftigen Kontinentbereich Südamerika verlassen und auf die neue Anlage umziehen.
Ein kleines Gebäude erinnert daran, dass hier bis 2015 noch das Teichcafé stand. Das Café ist mittlerweile an die Bärenburg umgezogen (mehr dazu später). Stattdessen wird an dieser Stelle voraussichtlich eine Picknickfläche entstehen. Zum Rasten ist dieser Platz nämlich ausgezeichnet. Nirgendwo sonst im Zoo (außer vielleicht in der Kiwara-Savanne) kann man essen und trinken und dabei den Tieren so nah sein.
Ein Blick über den Pelikanteich, im Hintergrund ist das Kleine Hirschhaus.
Auf dem Teich wird eine Gruppe von Krauskopfpelikanen (Pelecanus crispus) gehalten. Der Krauskopfpelikan ist an seiner auffälligen "Frisur" von allen anderen Pelikanarten gut zu unterscheiden und stellt die größte Art der Gattung dar. In Deutschland werden die großen Wasservögel aktuell (Stand: Dezember 2016) in 7 Tiergärten gehalten.
Der Dalmatische Pelikan (Pelecanus crispus) trägt eine auffällige "Frisur" und ist der größte Vertreter der Gattung.
Der Weg führt nun zum Kleinen Hirschhaus, das mit einem Freigehege direkt an den Teich angrenzt. Hier sind momentan Flachlandanoas (Bubalus depressicornis) untergebracht, die kleinste Büffelart der Welt. Der Anoa ist einzig auf der asiatischen Insel Sulawesi verbreitet und kommt dort in einer Flachland- und einer Bergvariante vor, die manchmal als getrennte Arten, manchmal nur als Unterarten einer Spezies angesehen werden. Für diese Wildrindart werden in Leipzig sowohl das Europäische als auch das Internationale Zuchtbuch geführt, regelmäßig wurde die Art hier schon nachgezüchtet. Außerdem leben im Kleinen Hirschhaus noch Visayas-Pustelschweine (Sus cebifrons negrinus), auch diese Tierart ist vom Aussterben bedroht.
Das Kleine Hirschhaus soll in Zukunft Teil des Themenschwerpunkts Inselwelt Asien werden.
Der Anoa (Bubalus depressicornis) ist auf Sulawesi enedmisch und der kleinste Vertreter der Wildrinder.
Gegenüber befindet sich das Große Hirschhaus. Früher wurden hier Elche (Alces alces), Moschusochsen (Ovibos moschatus) und Waldbisons (Bos bison athabascae) gehalten, heute leben hier noch Chinesische Baumstreifenhörnchen (Tamiops swinhoei) und im Dachgeschoss in einem kleinen Terrarium Eurasische Zwergmäuse (Micromys minutus). Das Große Hirschhaus ist heute für Besucher zugänglich und Bestandteil der Tiger-Taiga, eine interaktive Ausstellung zum Leben und zur Biologie des Tigers ist hier untergebracht. Man kann zum Beispiel den Schädel eines Tigers mit seinem eindrucksvollen Raubtiergebiss betrachten.
Das Große Hirschhaus ist heute Teil der Tiger-Taiga. Wo einst große Huftiere gehalten wurden, ist heute eine Ausstellung zum Leben des Tigers untergebracht.
Nur selten kommt man dem Gebiss eines Tigers so nahe wie hier. Besonders eindrucksvoll sind die kräftigen Eckzähne, die zum Festhalten der Beute dienen.
Auf einer terrassenartigen Aussichtsplattform blicken wir nun in eines der beiden Freigehege der 2003 eröffneten Tiger-Taiga, das durch einen breiten Wassergraben abgetrennt ist. In Leipzig wird der Amurtiger (Panthera tigris altaica) gehalten. Die größte Unterart des Tigers kommt entlang des Amur und dessen Zuflüssen in der Mandschurei vor und zeichnet sich durch ein besonders dichtes Fell aus, das Temperaturen von bis zu Minus 50 Grad standhält. Seit 1973 führt der Leipziger Zoo das Internationale Tigerzuchtbuch. Es war das dritte Zuchtbuch überhaupt (nur die für das Wisent (Bos bonasus) und das Przewalskipferd (Equus przewalski) entstanden noch früher) und ist das umfangreichste seiner Art. Der Leipziger Zoo kann auf eine lange Tradition bei der Zucht von Tigern zurückblicken und gilt als der weltweit erfolgreichste Züchter, nirgendwo sonst sind mehr Amurtiger zur Welt gekommen als hier in Leipzig.
Wie alle Tiger, sind auch die beiden Amurtiger Bella und Tomak -entgegen der landläufigen Meinung, Katzen seien wasserscheu- begeisterte Schwimmer. Darum verfügt auch die zweite Freianlage über eine große Wasserfläche. Der Besucher wird von den Tigern durch eine Glasscheibe abgetrennt und kann daher ins Wasser schauen, wenn die Tiger dort, meist in den Abendstunden, ihre Bahnen ziehen. Über eine schmale Holztreppe können schwindelfreie Besucher einen Einblick von oben auf die Freianlage erlangen.
Der Amurtiger (Panthera tigris altaica) stört sich am Schnee überhaupt nicht. In seiner Heimat können die Temperaturen im Winter bis minus 50 Grad Celsius fallen. Ein langes, dichtes Fell und eine dicke Fettschicht isolieren die größte Katze der Erde perfekt.
Wir bleiben im kalten Sibirien und gelangen nun ins 2014 eröffnete Leoparden-Tal. Hier leben, ebenfalls auf zwei Freianlagen, die beiden Amurleoparden (Panthera pardus orientalis) Xembalo und Mia. Wie beim Amurtiger, so ist auch diese Unterart des Leoparden perfekt an die winterlichen Temperaturen angepasst. Der Pelz des Amurleoparden, der als der schönste unter allen Leopardenunterarten gilt, zeichnet sich durch einen ausgeprägten Unterschied zwischen Sommer- und Winterfell aus. Während die Haare im Sommer nicht länger als 2,5 Zentimeter werden, sind sie im Winter mit bis zu 5 Zentimetern doppelt so lang. In der Natur ist der Bestand des Amurleoparden aufgrund illegaler Bejagung, Schwund des Lebensraumes und Isolation von Teilpopulationen leider nahezu ausgestorben. In Russland gibt es nach derzeitiger Kenntnis noch etwa 57, in China und Nordkorea 12 bis 15 Exemplare und in Zoos werden weltweit ebenfalls nur rund 200 Tiere gehalten. Damit ist dem Amurleoparden der traurige Rekord als seltenste Großkatze der Welt sicher. Es versteht sich von selbst, dass der Leipziger Zoo, dem 1973 die Welterstzucht des Amurleoparden gelang, mit seinem Paar im Leopardental an alte Zuchterfolge anknüpfen will. 2016 hatte Mia ihr erstes Jungtier geboren, das jedoch nicht erfolgreich von der noch unerfahrenen Mutter aufgezogen wurde.
Der Amurleopard (Panthera pardus orientalis) und ist akut vom Aussterben bedroht.
Eine der beiden Freianlagen ist begrenzt durch so genanntes Piano wire, ein dünnes, ausschließlich senkrecht gespanntes Stahlkonstrukt, das einen nahezu ungetrübten Einblick ermöglicht und Gerüche sowie Geräusche erleben lässt. Die zweite Anlage kann durch Glasscheiben eingesehen werden.
Im Lebensraum des Amurleoparden (Panthera pardus orientalis) treffen Flora und Fauna der nordischen Arktis und der Subtropen aufeinander, Grund für die enorme Artenvielfalt der Region.
 Zum Leoparden-Tal gehört darüber hinaus noch eine Voliere, in der eigentlich ein Paar Habichtskäuze (Strix uralensis) lebte. Nach dem Tod eines der beiden Tiere und dem gelungenen Ausbruch des zweiten Tieres ist die Anlage momentan mit Temminck-Satyrhühnern (Tragopan temminckii) besetzt. 2016 erhielt der Zoo wieder ein Paar Habichtskäuze.
Der Temminck-Tragopan-Hahn (Tragopan temminckii) bläht zur Balz seinen bunten Kehllappen und zwei hornförmige Fortsätze auf dem Kopf auf. Die Vögel werden daher auch Satyrhühner genannt.

Habichtskäuze (Strix uralensis) waren einst in Mitteleuropa verbreitet, heute laufen Wiederansiedlungsprojekte unter anderem in Österreich.

Bärenburg


Wenn wir das Leoparden-Tal verlassen und nach links abbiegen, gelangen wir zur Bärenburg. Das Gebäude wurde 1929 errichtet. Geplant wurde es, wie bereits der Elefantentempel, von Carl James Bühring im Klinkerbaustil. Er und der damalige Zoodirektor Johannes Gebbing sind mit ihren Initialen bis heute in dem Gebäude verewigt. Zum Bau der Bärenburg wurden absichtlich "fehlgebrannte" Ziegel verwendet, um den Eindruck einer verfallenen Burgruine noch zu verstärken. Für damalige Verhältnisse war die Haltung der Großbären auf der Bräenburg als echte Sensation zu bezeichnen. Aus heutiger Sicht war die Bärenburg jedoch für die Haltung von Großbären nicht mehr geeignet. Die Lippenbären (Melursus ursinus ursinus) bekamen ein neues Refugium auf dem Gelände der alten Gibbonanlage (siehe dazu auch Teil 2 über das Zooportrait aus Leipzig). Die Haltung der Eisbären (Ursus maritimus), die das Gehege an der Stirnseite -es hatte den breitesten Wassergraben und war für die kältegewohnten Polarbären daher am besten geeignet- bewohnt hatten, wurde aufgegeben. Zuletzt bewohnte noch ein Paar Brillenbären (Tremarctos ornatus) die Bärenburg. Ursprünglich sollten auch diese abgegeben werden. Nachdem sich diese Pläne zerschlugen, siedelten die Andenbären jedoch in ein großzügiges Quartier im für Besucher nicht zugänglichen Teil des Zoos nahe des Gondwanalands um. Dort dürfen die Bären ihren Lebensabend genießen, anschließend wird die Haltung dieser Bärenart in Leipzig ebenfalls auslaufen.
Heute wird die Bärenburg als Kinderspielplatz genutzt. Zentrales Element ist ein hölzerner Drache, der eine wichtige Symbolfigur in vielen asiatischen Legenden und Kulturen ist und daher ins Konzept Asien wunderbar passt. Interessierte Besucher können einen Blick in den alten Tierpflegergang werfen und lernen dort viel Wissenswertes über die historische Bärenhaltung im Leipziger Zoo. Außerdem entstanden neue Toilettenanlagen und das Bärenburgcafé, das zuvor als Teichcafé in der Nähe der Pelikane stand.
An dieser Stelle sei nun ein kleiner Ausblick in die weitere Zukunft gegönnt. Im Zuge des Masterplanes sollen die Teichanlagen des Zoos in eine asiatische Inselwelt umgewandelt werden, in denen dann unter anderem Hirscheber (Babyrousa babyrussa celebensis) und Buntmarder (Martes flavigula) neu in den Zoo einziehen sollen. Auch die Anoas, die Mandschurenkraniche (Grus japonensis), Gebirgsloris (Trichoglossus haematodus moluccanus), Moschustiere (Moschus moschiferus) und die Burma-Leierhirsche (Cervus eldii thamin) werden dann in der Themenwelt Asien neue Anlagen erhalten.
Das Moschustier (Moschus moschiferus) ist wegen seines begehrten Duftsekrets in der Parfumindustrie heiß begehrt und aufgrund von Wilderei im Bestand gefährdet.
Somit verabschieden wir uns von der Tierwelt Asiens. Im nächsten Teil unserer Reihe begeben wir uns auf die Spuren unserer eigenen Herkunft und erkunden das Leben unserer nächsten Verwandten, der Menschenaffen, in der weltgrößten Menschenaffenanlage Pongoland. 

Literatur


Dathe, Heinrich; Schöps, Paul: Pelztieratlas, VEB Gustav Fischer Verlag, Jena 1986

Matschei, Christian: Pelikane der Welt, in TIERGARTEN 4|2016, Schüling Verlag, Münster 2016

Unterwegs zum Zoo der Zukunft. Jubiläumsschrift im Zoojahr 2003. (Leipziger Blätter, Sonderheft), Passage-Verlag, Leipzig 2003, ISSN: 0232-7244

 de.wikipedia.org: Zoo Leipzig, Version vom 17.11.2016, abgerufen am 21.12.2016

wwf.de: Mehr Amur-Leoparden in Russland, Pressemeldung vom 17.02.2015, abgerufen am 15.12.2016

Zoo Leipzig: Panthera Jahresbericht 2014

Zoo Leipzig: Panthera Jahresbericht 2015

Zoo Leipzig: Neues Ohrenschuppentier-Paar, Pressemitteilung vom 06.12.2016, abgerufen am 14.12.2016

zootierliste.de: Panthera pardus orientalis (Amurleopard), abgerufen am 15.12.2016

zootierliste.de: Panthera tigris altaica (Amurtiger), abgerufen am 15.12.2016

zootierliste.de: Strix uralensis (Habichtskauz), abgerufen am 15.12.2016

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