Dienstag, 13. Dezember 2016

Tierpark Gotha

Wer an Zoos im Bundesland Thüringen denkt, dem wird vermutlich zuerst der Thüringer Zoopark Erfurt, der einzige Großzoo im grünen Herz Deutschlands, einfallen. Zoobegeisterte, die jedoch mehrere Tage in Thüringen verweilen wollen, suchen daher oft nach weiteren Alternativen. Nicht weit weg von der Landeshauptstadt Erfurt in der Residenzstadt Gotha befindet sich am Fuße des Seeberges ein kleiner zoologischer Garten, der Tierpark Gotha. Beliebt ist er vor allem bei der heimischen Bevölkerung, die hier gerne verweilt, die natürliche Lage genießt und das eine oder andere tierische Erlebnis haben möchte. Lohnt sich ein Besuch auch als zoologisch interessierter Tourist? Die Antwort gibt es hier im Portrait über den Tierpark Gotha.


Allgemeine Informationen


Auf einer Fläche von rund 6 Hektar erwarten den Zoobesucher etwa 650 Tiere in rund 140 verschiedenen Arten. Der Schwerpunkt liegt neben heimischen Tierarten vor allem auf Tieren aus Asien, Südamerika und Australien. Geöffnet ist ganzjährig, in den Sommermonaten von 09:00 Uhr bis 18:00 Uhr. In den Wintermonaten schließt der Tierpark bereits um 16:30 Uhr mit Einbruch der Dunkelheit. Das Wegesystem hat etwa eine Länge von 1,7 km und ist größtenteils barrierefrei begehbar. Erwachsene zahlen (Stand: Dezember 2016) 6,00 €, Kinder 3,00 €, Ermäßigte 4,00 €. Damit sind die Preise als günstig bis angemessen zu bezeichnen. Für Anwohner lohnt sich auf jeden Fall die Anschaffung einer Jahreskarte.An der Kasse gibt es die Möglichkeit, neben den eigentlichen Tickets auch einige Souveniers zu erwerben. Auch die Übernahme einer Tierpatenschaft ist möglich. Für Kinder gibt es zwei Spielplätze, auch ein Café und Toiletten stehen den Besuchern zur Verfügung. Der Rundweg ist barrierefrei, wenn auch größtenteils geschottert und nicht leicht zu meistern. Die Gehegebeschilderung ist deutschsprachig und orientiert sich an den klassischen Hediger-Tafeln.

Rundgang durch den Tierpark Gotha


Gleich nach Betreten des Tierparks begegnen uns die ersten Tiere. Es sind unverkennbar Bären, die man auf den ersten Blick für Eisbären (Ursus maritimus) halten könnte. Doch sie sind deutlich kleiner als ein Eisbär und das Fell ist nicht rein-weiß, sondern eher hellbraun bis blond gefärbt. Es handelt sich um Syrische Braunbären (Ursus arctos syriacus), die sich das Gehege mit Steppenfüchsen (Vulpes korsak) teilen. Das ursprüngliche Bärengehege ist für die Bärenhaltung zu klein gewesen und bot, abgesehen von einem Badebecken, nur wenig Abwechslung. 2005 wurde das Gehege erweitert und abwechslungsreicher gestaltet. Trotz Verbesserung der Haltungsbedingungen wirkt die Anlage immer noch recht klein. Ein EIndruck, der allerdings schnell entsteht, wenn man so vorbildliche Anlagen wie etwa den ebenfalls in Thüringen gelegenen Alternativen Bärenpark Worbis kennt. Die Vergesellschaftung mit den Füchsen klappt anscheinend aber recht gut und bietet den beiden Tieren gelungene Abwechslung.
Ein Syrischer Braunbär (Ursus arctos syriacus) genießt im Sommer ein kühlendes Bad.
Wir gehen weiter und gelangen zu einem kleinen Gehege, in dem Kanadische Biber (Castor fiber canadensis) gehalten werden. Das ist eine echte Rarität, denn den nordamerikanischen Vertreter des Bibers, der manchmal auch als eigene Art (Castor canadensis) geführt wird, wird deutschlandweit nur in 5 Zoos gehalten. Berühmt sind die amphibisch lebenden Nager vor allem für die Errichtung ihrer Wohnburgen, die oft über mehrere Generationen hinweg genutzt und ständig erweitert werden.
Der Rundweg führt uns weiter zum Gehege der Rhesusaffen (Macaca mulatta). Die Anlage ist ein typischer Käfigbau in Badezimmeroptik. Aus heutiger Sicht ist die Anlage eindeutig nicht mehr zeitgemäß und wenig ansprechend. Zwar wird versucht, durch allerlei Enrichment wie Kletterseile und Aussichtsplattformen das Wohlbefinden der Tiere zu steigern, dennoch wirkt der Anblick der Affen, die darüber hinaus nur wenig Platz zur Verfügung haben, wie aus einer anderen Zeit.
Die Haltung der Rhesusaffen (Macaca mulatta) ist nicht mehr zeitgemäß. Zwar können die Gitterstäbe von den Tieren zum Klettern genutzt werden, doch die Anlage ist insgesamt äußerst reizarm und wirkt auf den Besucher nicht ansprechend.
Nach einigen Metern gelangen wir zu einem weiteren Gehege, das aus heutiger Sicht viel zu klein und unmodern wirkt. Hier lebt ein Nordchinesischer Leopard (Panthera pardus japonensis). Der Chinaleopard ist, genau wie der Amurleopard (Panthera pardus orientalis), der sich nördlich an das Verbreitungsgebiets anschließt, eine kältetolerante Unterart und bedarf keines Warmhauses. Damit ist er für die Haltung in kleineren, finanziell schwächer aufgestellten Tierparks, ideal geeignet. Zum Glück für die Leoparden erfuhr der Gothaer Tierpark in den letzten Jahren eine Erweiterung. Zwar ist das alte Gehege immer noch mit einem Leoparden besetzt, die anderen konnten jedoch mittlerweile in das ehemalige Wolfsgehege umziehen, in dem den Großkatzen deutlich mehr Platz zur Verfügung steht. Die Haltungsbedingungen haben sich hier deutlich verbessert. In Gotha wird die nur selten gezeigte Unterart regelmäßig nachgezüchtet.
Der Chinaleopard (Panthera pardus japonensis) zeichnet sich durch das besonders dichte, kontrastreiche Fell aus.
Wir gehen ein paar Schritte weiter und gelangen zu einem Gehege für Nordluchse (Lynx lynx). Zwar ist auch dieses Gehege ein typischer Gitterbau, jedoch ist der Platz für die Kleinkatze als ausreichend zu betrachten, die Anlage wirkt außerdem sehr naturnah und gehört zu den schönsten Anlagen des Tierparks. Was man über eine zweite Luchsanlage, die sich im Erweiterungsgelände, das wir nun betreten, leider nicht gilt. Zwar haben die Tiere dort wesentlich mehr Platz, doch das Gehege besteht im Grunde genommen nur aus einem Stück umzäunter Wiese. Abwechslungsreiche Gestaltung und Klettermöglichkeiten für die Katzenart fehlen leider.
Der Weg zur Erweiterungsfläche geht leicht einen Hang hinauf, vorbei an einem veraltet wirkenden Gehege, in dem Anubispaviane (Papio anubis) leben. An die Rückseite schließt sich die für Zoos heute fast schon obligatorische Anlage für Surikaten (Suricata suricatta) an. Die geselligen Mangusten sind bei den Zoobesuchern sehr beliebt und können hier in ihrer vorbildlichen Anlage ausgiebig studiert werden.
Erdmännchen (Suricata suricatta) sind der Besucherliebling schlechthin und dürfen daher auch in Gotha nicht fehlen.
Hier im Erweiterungsgelände befindet sich auch ein Spielplatz, in dem Kinder sich nach Herzenslust austoben können. In einem kleinen Häuschen befinden sich auch Toiletten. Daran angegliedert ist das aktuell größte Gehege des Tierparks, das dem Rudel Eurasischer Wölfe (Canis lupus lupus) vorbehalten ist. Leider gilt auch für dieses Gehege wie für die zweite Luchsanlage, dass es nur wenig ausgestaltet ist. Ein mehr waldnaher Charakter wäre sicher von Vorteil, zumal den Wölfen insbesondere in den Sommermonaten kaum Schattenplätze zur Verfügung stehen.
Das Wolfsgehege bietet den Eurasischen Wölfen (Canis lupus lupus) zwar viel Platz, aber leider kaum schattenspendende Bäume.
Eine Voliere für Kolkraben (Corvus corax) komplettiert die Tierparkerweiterung. Die Voliere ist groß, geräumig und abwechslungsreich gestaltet. Den intelligenten Rabenvögeln bei ihrem Treiben zuzusehen, macht große Freude. Erwähnt werden soll an dieser Stelle, dass aktuelle Planungen im neuen Teil des Tierparks den Bau einer neuen Watvogelvoliere vorsehen.
Kolkraben (Corvus corax) sind äußerst intelligente, neugierige Vögel. Dieser größte aller Rabenvögel stellt daher besonderen Anspruch auf eine abwechslungsreiche Einrichtung seiner Voliere.
Wir verlassen den neueren Teil des Tierparks und begeben uns wieder in den älteren. Vorbei geht es an einer Voliere, in der ein paar schön gezeichnete Hühnervögel -es sind Wallichfasane (Catreus wallichii)- gezeigt werden und einer kleinen Voliere für Raufußkäuze (Aegolius funereus funereus) und der bereits erwähnten alten Wolfsanlage, in der jetzt die Leoparden leben.
Der Wallichfasan (Catreus wallichi) gilt in seiner Heimat, dem westlichen Himalaya, als "gefährdet".
Wir finden uns am Gehege der Paviane wieder und werfen nun einen Blick auf die andere Seite des Besucherweges. Dort befindet sich eine Anlage für südamerikanische Wasserschweine (Hydrochoerus hydrochaeris). Die Tiere sind trotz ihres Namens mit den Schweinen nicht verwandt, sondern repräsentieren als Vertreter der Meerschweinchenartigen (Caviomorpha) die größten heute lebenden Nagetiere (Rodentia).
Capybaras (Hydrochoerus hydrochaeris) sind die größten heute lebenden Nager der Welt.
Der Weg führt wieder zurück zu den ebenfalls in die Meerschweinchenverwandtschaft gehörenden Pakas (Cuniculus paca). Die Tierart bewohnt die ehemalige Surikatenanlage seit 2010. 2013 gab es hier bereits Nachwuchs. Ein Gehege für Goldagutis (Dasyprocta leporina) soll bei dieser Gelegenheit nicht unerwähnt bleiben.
Das Goldaguti (Dasyprocta leporina) gilt als Gärtner des Regenwalds. Beim Anlegen von Nahrungsvorräten kommt es hin und wieder vor, dass der Nager eines der Verstecke vergisst. Der vergrabene Samen kann dann keimen und so tragen die Tiere zur Ausbreitung der Pflanzen bei.
Es geht weiter zu einer Vergesellschaftungsanlage, auf der typische Tiere der südamerikanischen Fauna zusammen gehalten werden, namentlich Nandu (Rhea americana), Großer Mara (Dolichotis patagonum) und Lama (Lama guanicoe f. glama).
Das Lama (Lama guanicoe f. glama) ist in seiner südamerikanischen Heimat ein unverzichtbares Haustier.
 Anschließend führt der Weg zu einigen Volieren, die mit verschiedenen Reiherarten besetzt sind. Auf der linken Seite des Pfades erstrecken sich Volieren, in denen diverse Eulenvögel leben. Die Anlagen sind allesamt sehr natürlich eingerichtet und zählen zu den schöneren Gehegen des Tierparks. Vor allem die große Zahl der gehaltenen Eulenarten ist erstaunlich. So kann man im Tierpark Gotha zum Beispiel Schleiereule (Tyto alba), Sperlingskauz (Glaucidium passerinum), Steinkauz (Athene noctua), Kanincheneule (Athene cunicularia) -in Vergesellschaftung mit Viscachas (Lagostomus maximus), einer weiteren südamerikanischen Nagerart-, Bartkauz (Strix nebulosa), Habichtskauz (Strix uralensis), Sperbereule (Surnia ulula), Zwergohreule (Otus scopus) Schnee-Eule (Bubo scandiacus) und Uhu (Bubo bubo) bewundern.
Der Uhu (Bubo bubo) ist die weltgrößte Eule.
Die Schnee-Eule (Bubo scandiacus), hier ein Weibchen mit Nachwuchs, ist in Deutschland ein seltener Irrgast an den Küsten. Eigentlich bewohnt sie die arktische Tundra.
Es geht weiter an ein paar Wiesenflächen, an die jeweils ein kleiner Teich angrenzt. Hier werden verschiedene größere Wasservogelarten gehalten, darunter Weißstörche (Ciconia ciconia), Kormorane (Phalacrocorax carbo) und Rosapelikane (Pelecanus onocrotalus). Der Name ist eigentlich irreführend, denn die Grundfärbung der großen Ruderfüßer ist weiß, nicht rosa. Im englischen Sprachraum wird die Art daher folgerichtig "Great white pelicane" genannt. In Europa kann der Rosapelikan, zusammen mit dem Krauskopfpelikan (Pelecanus crispus) zum Beispiel im Bereich des Donaudeltas angetroffen werden. Ein interessanter Nebenbesatz ist vor allem bei den kleineren Besuchern sehr beliebt, es handelt sich um Schwarzschwanz-Präriehunde (Cynomys ludovicianus).
Rosapelikane (Pelecanus onocrotalus) sind in Wahrheit weiß und zeigen allenfalls einen Hauch von Rosa in ihrem Gefieder.
Der Schwarzschwanz-Präriehund (Cynomys ludovicianus) ist ein geschickter Gräber. Trotz seines Namens ist er kein Raubtier, sondern wie viele Tiere des Tierparks, ein Nager.
Gegenüber befindet sich das Gehege der Halsbandpekaris (Pecari tajacu). Pekaris gehören zur Ordnung der Nabelschweine (Tayassuidae) und sind mit den altweltlichen Schweinen (Suidae), zu denen auch das Schwarzwild (Sus scrofa) gehört, nahe verwandt. Sie unterscheiden sich jedoch durch eine Duftdrüse auf dem Rücken, die wie ein Nabel aussieht.
Pekaris (Pecari tajacu) sind das amerikanische Pendant zu den eurasischen Schweinen.

Ein Stück weiter befindet sich eine von einem Wassergraben umgebene Insel, auf der Südamerikanische Nasenbären (Nasua nasua) leben. Der Wassergraben wird von Nutrias (Myocastor coypus) bewohnt. Die Nagetiere werden auch Sumpfbiber genannt, sind aber deutlich kleiner und haben keine platte Kelle. Ursprünglich stammen sie aus Südamerika, heute sind sie jedoch als Neozooen auch in Nordamerika und Europa verbreitet.
Nasenbären (Nasua nasua) sind unverwechselbare, spielfreude Tiere.



Nutrias (Myocasto coypus) sind mittlerweile als Neozoon in Europa verbreitet, ursprünglich kommen sie jedoch aus Südamerika.
Die Nasenbären haben über einen vergitterten Gang die Möglichkeit, über den Köpfen der Besucher hinweg, in ein beheiztes Innengehege des Vogelhauses zu gehen. Das Haus ist begehbar. Hier kann in einem Terrarium auch ein Brauen-Glattstirnkaiman (Paleosuchus palpebrosus) besichtigt werden. Mit einer Maximallänge von knapp 170 Zentimetern gilt diese Art der Kaimane und Alligatoren als kleinster Vertreter der Panzerechsen.
Weiter geht es ins Terrarium des Tierparks. In dem kleinen Gebäude ist es ziemlich warm und die Luft ist sehr stickig. Lange verweilen kann man hier also nicht. Trotzdem lohnt sich ein Blick hinein, denn die Terrarien sind allesamt liebevoll eingerichtet und einige der gezeigten Reptilien findet man nicht sehr oft in zoologischen Gärten, darunter zum Beispiel die Amurnatter (Elaphe schrenckii), Bindenwaran (Varanus salvator), Berberskink (Eumeces algeriensis) und Achatschnecken (Achatinidae).
Neben dem Terrarium befindet sich eine traditionelle Haltung verschiedenster Hauskaninchenrassen (Oryctolagus cuniculus f. domestica). Selbstredend ist die Käfighaltung aus Tierschutzsicht abzulehnen, doch ist diese Form der Haltung noch weit verbreitet. Der Zoo Leipzig praktiziert sie beispielsweise ebenfalls noch.
Der Weg führt uns nun als Sackgasse nach links eine kleine Anhöhe hinauf. Vorbei geht es an einem Tierhaus, das man nicht begehen, aber über Glasscheiben einsehen kann. Hier leben Afrikanische Quastenstachler (Atherurus africanus) und Ginsterkatzen (Genetta maculata und Genetta tigrina in einer Hybridzucht).
Auf der linken Seite erstreckt sich nun das umgitterte Gehege der Husarenaffen (Erythrocebus patas). Im Gegensatz zur Haltung der Rhesusaffen und Paviane ist die Haltung dieser Meerkatzenverwandten vorbildlich. Das Gehege bietet ausreichend Abwechslung, Schatten, Klettermöglichkeiten und sogar einen kleinen Teich. Die Affen haben hier ausreichend Platz und vor allem gibt es grasbewachsenen Naturboden. Das ist wichtig, denn unter allen Affenarten ist der Husarenaffe am besten auf das Leben am Boden angepasst und er ernährt sich in der Natur zu einem Großteil von Gräsern.
So sieht vorbildliche Haltung von Primaten aus: das Gehege der Husarenaffen (Erythrocebus patas).
Auf der rechten Seite, durch einen Trockengraben vom Besucher getrennt, befindet sich die Australienanlage, die mit Rotnackenwallabies (Macropus rufogriseus) und Emus (Dromaius novaehollandiae) besetzt ist. Durch den natürlichen Baumbestand wirkt die Anlage sehr tiergerecht und auch für Besucher ansprechend.
Nur durch einen Trockengraben getrennt ist der Besucher von den Bennettkänguruhs (Macropus rufogriseus) und Emus (Dromaius novaehollandiae).
Gleich daneben befindet sich eine große Voliere, die ursprünglich einmal mit Wildkatzen (Felis silvestris silvestris) besetzt war. Heute lebt hier ein großer Schwarm bunter Wellensittiche (Melopsittacus undulatus). Die Sittiche sind äußerst gesellige Vögel, sodass eine Einzelhaltung schlicht Tierquälerei ist. Darüber hinaus macht es ungemein Spaß, den Vögeln bei der gegenseitigen Gefiederpflege und beim Schnäbeln zuzusehen.
Wir gehen den Weg zurück und kommen dabei noch bei den Dingos (Canis lupus dingo) vorbei. Diese Hundeartigen sind im Grunde genommen keine eigene Art, sondern es handelt sich um verwilderte Haushunde, die mit der Ankunft der australischen Ureinwohner auf den Kontinent gelangten. Im Laufe der Zeit entwickelten Dingos ein erstaunlich homogenes Aussehen, das entfernt an den Rothund (Cuon alpinus) erinnert.
Dingos (Canis lupus dingo) gelangten mit der Ankunft der ersten Menschen nach Australien.
Anschließend bewundern wir die Bewohner der Außenkäfige des Vogelhauses. Der Schwerpunkt liegt vor allem auf der Haltung verschiedenster Papageienarten, darunter Grünflügelara (Ara chloroptera), Salvinamazone (Amazona autumnalis salvini), Blaustirnamazone (Amazona aestiva), Felsensittich (Cyanoliseus patagonus), Jendayasittich (Aratinga jandaya), Graupapagei (Psittacus erithacus erithacus) und etliche mehr. Darüber hinaus werden auch weitere Vogelarten gehalten, etwa Weißohrturakos (Tauraco leucotis leucotis) und Jägerlieste (Dacelo novaeguineae). Dieser größte aller Eisvögel, der in Australien Kookaburra genannt wird, erhielt aufgrund seines Rufes, der an schallendes Gelächter erinnert, den Beinamen Lachender Hans.
Zwei südamerikanische Vertreter der Papageien (v. l. n. r.): Salvinamazone (Amazona autumnalis salvini) und Felsensittich (Cyanoliseus patagonus).
Der Kongograupapagei (Psittacus erithacus erithacus) ist an seinen roten Schwanzfedern gut zu erkennen.
Der Weißohrturako (Tauraco leucotis leucotis) ist ein afrikanischer Vertreter der Turakos und Lärmvögel (Musophagidae). Die Übersetzung des Familiennamens lautet in etwa "Bananenfresser", tatsächlich verzehren sie Bananen in der Natur jedoch nur selten.
 Im nächsten Gehege werden neben Ziegen (Capra aegagrus f. hircus) und Eseln (Equus asinus f. asinus) Sperbergeier (Gyps rueppelli rueppelli) gehalten.
Von den Rüppellgeiern (Gyps rueppelli rueppelli) hat diese Ziege (Capra aegagrus f. hircus) nichts zu befürchten. Geier gehören zwar zu den Graifvögeln (Accipitriformes), sind jedoch reine Aasfresser.
In den angrenzenden Wald eingebettet ist das Gehege der Zwergmuntjaks (Muntiacus reevesi), das über eine Schleuse begehbar ist. Muntjaks zeichnen sich durch ein kleines Geweih aus, das dafür umso größeren Rosenstöcken aufsitzt. Es sind recht urtümliche Vertreter der Hirsche (Cervidae), die Männchen lassen sich von den Weibchen durch zwei verlängerte, säbelartige Eckzähne unterscheiden, die ihnen ein vampirähnliches Aussehen verleihen.
Der Chinesische Muntjak (Muntiacus reevesi) ist ein kleiner Vertreter der Hirsche.
Nun gelangen wir zum wohl schönsten aller Gehege des Tierparks, in dem die Amurtiger (Panthera tigris altaica) leben. Über eine Glasscheibe hat man Gelegenheit, den Großkatzen mit etwas Glück beim Baden im Teich zusehen zu können. Der Tierpark beteiligt sich auch am Nachzuchtprogramm des Tigers, zuletzt gab es 2014 Nachwuchs. In der Natur sind Tiger vor allem durch schwindenden Lebensraum und rückläufige Bestände geeigneter Beutetiere bedroht, aber auch die Wilderei stellt noch immer ein großes Problem dar. In der traidtionellen asiatischen Medizin werden Körperteile von Tigern leider noch immer zu, selbstverständlich wirkungslosen, Medikamenten verarbeitet.
Wie alle Feliden, verbringen Amurtiger (Panthera tigris altaica) den Großteil des Tages ruhend. Diese Katze ist offenbar gerade tiefenentspannt.
Auf der anderen Seite des Rundwegs befindet sich die Anlage der Wisente (Bos bonasus). In den 1920er Jahren waren die Bestände dieser Wildrindart, die äußerlich dem Amerikanischen Bison (Bos bison) ähnelt, nahezu vollständig erloschen. Um das Wisent zu retten, wurde das weltweit erste Zuchtbuch für eine Wildtierart eingerichtet. Es ist bis heute das älteste seiner Art und wird aktuell vom Zoo von Białowieża geführt. Nur dank dieser intensiven Zuchtbemühungen, die letztendlich auf gerade einmal 12 Tiere zurückgehen, leben heute vor allem in Osteuropa wieder einige dieser Wildrinder. In Deutschland lebt seit Kurzem im Rothaargebirge wieder eine kleine Herde, die von ansässigen Waldbesitzern jedoch leider argwöhnisch betrachtet wird, da sie Verbissschäden an den Baumsetzlingen befürchten.
Wisente (Bos bonasus) waren nahezu ausgerottet. Nur dank intensiver Erhaltungszucht in Tiergärten konnte diese Tierart vor dem Aussterben gerettet werden.
Das nächste Gehege teilen sich Axishirsche (Axis axis) Zwergzebus (Bos taurus f. indicus), Graukraniche (Grus grus) und Jungfernkraniche (Anthropoides virgo). Auch ein Marabu (Leptoptilos crumeniferus) lebt hier.
Jungfernkraniche (Anthropoides virgo) sind an ihrer Federhaube leicht von anderen Kranichen zu unterscheiden.
In einem Rondell leben laut Internetauftritt des Tierparks derzeit Ursons (Erethizon dorsatum). Bei meinem letzten Besuch 2014 waren hier, soweit ich mich erinnere, noch Kurzkrallenotter (Aonyx cinereus) untergebracht.
Ein Highlight ist die nachfolgende Haltung von Bobaks (Marmota bobak). Die aus Kasachstan und Südrussland stammenden Nagetiere sind nahe mit dem im Alpenraum verbreiteten Murmeltier (Marmota marmota) verwandt und werden daher manchmal als Steppenmurmeltier bezeichnet. Derzeit werden diese Tiere nur in 4 deutschen Zoos gehalten, darunter in Magdeburg und Nürnberg. Das Gehege ist mit einem kleinen Häuschen verbunden, in das die Tiere sich zurückziehen können. Ein zweites Freigehege ist mit Weißschwanzstachelschweinen (Hystrix indica) besetzt.
Wir gelangen nun zum zweiten Spielplatz. Hier befindet sich auch das Tierparkcafé, in dem es neben einigen warmen Speisen, Kaffee, Kuchen und Getränken auch Eis gibt. Gegenüber befinden sich das Wirtschaftsgebäude und die Stallungen verschiedenster Haustierrassen. Besonders beliebt ist bei den Kindern das Streichelgehege, in dem Zwergziegen leben.
Als nächstes gelangen wir an ein Haus, das ursprünglich einmal die Watvogelanlage beherbergte. Im Tierparkplan ist das Gebäude heute als Fasanerie bezeichnet, doch ließe sich sein Charakter eher mit dem Begriff Kleintierhaus umschreiben. Neben verschiedenen Amphibien- und Insektenarten, leben hier Tupajas oder Spitzhörnchen (Tupaia belangeri). Spitzhörnchen sind eigentümliche Säugetiere, deren systematische Zuordnung noch bis heute immer wieder umstritten ist. Ihre nächsten Verwandten dürften die Primaten oder Herrentiere (Primates) sein. Während einige Forscher die Spitzhörnchen sogar in diese Ordnung stellen, sehen die meisten Forscher in ihnen die Vertreter einer eigenen Ordnung (Scandentia).
Belangers Tupaja (Tupaia belangeri) ist eine Art aus der Ordnung der Spitzhörnchen. Ihre nächsten Verwandten dürften die Primaten sein.
Bis vor einiger Zeit lebte in diesem Teil des Tierparks noch eine Nördliche Riesenborkenratte (Phloeomys pallidus). Diese nur auf den Philippinen beheimateten Tiere sind die größten Vertreter aus der Familie der Mäuse (Muridae).
Endemisch auf den Philippinen sind die zwei Arten der Riesenborkenratten, hier die Nördliche Art (Phloeomys pallidus).
Damit beenden wir unseren Rundgang und finden uns am Kassenhäuschen wieder. Von hier aus kann man nun erneut den Rundgang starten oder den Heimweg antreten.

Fazit


Der Tierpark Gotha ist eine Reise in jedem Fall wert, wenn man neben dem Zoopark in Erfurt noch weitere zoologische Einrichtungen in Thüringen besuchen möchte. Der Bestand an gezeigten Tierarten kann sich sehen lassen, neben etlichen heimischen Tieren sind auch einige exotische Arten und so manche tiergärtnerische Rarität hier vertreten. Insbesondere die Artenvielfalt an präsentierten (vorwiegend eurasischen) Eulenarten ist höchst erstaunlich.
Einigen Anlagen merkt man ihr Alter deutlich an. Insbesondere die Haltung der Rhesusaffen und Paviane ist aus heutiger Sicht höchst bedenklich und bedarf einer dringenden Überarbeitung. Glücklicherweise entstanden in den letzten Jahren einige neue Gehege, in denen den Tieren deutlich mehr Platz zur Verfügung steht. Hier tun sich insbesondere die Tigeranlage und die Haltung der Husarenaffen hervor. Leider erfüllen nicht alle Anlagen diesen Anspruch. Vor allem die neuen Luchs- und Wolfsgehege bedürfen einer dringenden Umgestaltung mit mehr Enrichment. Es bleibt zu wünschen, dass künftig mehr Besucher den kleinen Tiergarten besuchen werden, damit auch in Zukunft der weitere Ausbau und die Verbesserung der Haltungsbedingungen gesichert sind.

Literatur


http://www.kultourstadt.de/tierpark-gotha/beschreibung.html, abgerufen am 06.12.2016

de.wikipedia.org: Bos bonasus (Wisent), Version vom 07.12.2016, abgerufen am 13.12.2016

zootierliste.de: Castor fiber canadensis (Kanadischer Biber), abgerufen am 07.12.2016

zootierliste.de: Cuniculus paca (Paka), abgerufen am 07.12.2016

zootierliste.de: Marmota boak (Bobak), abgerufen am 13.12.2016

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