Sonntag, 18. September 2016

Bergzoo Halle

Der Zoo in Halle ist durch seine Lage eine echte Besonderheit unter den Zoos in Deutschland. Rund um und auf dem im Stadtteil Giebichenstein gelegenen Reilsberg erstrecken sich die Gehege und Besucherpfade etagenartig auf einer Gesamtfläche von etwa 9 Hektar. Zwar ist der Reilsberg mit 130 Metern über dem Meeresspiegel kein Riese unter den Bergen, er hebt sich aber von der ansonsten planen Umgebung doch merklich ab und somit kann sich der Zoo dank seiner Hanglage mit dem Titel schmücken einziger Bergzoo in der Bundesrepublik zu sein und der Aussichtsturm auf dem Gipfel bietet bei gutem Wetter einen wundervollen Blick über die gesamte Stadt.


Die Geschichte des Zoos


Der Zoologische Garten in Halle öffnete seine Pforten erstmals am 23. Mai 1901 mit einem Bestand von 194 Tieren in 94 Arten. Bereits 1902 konnten Besucher in Halle erstmals Elefanten sehen. In den 1920ern und 1930ern wurde der Ausbau des Zoos vorangetrieben. Aus dieser Zeit stammten beispielsweise ein Antilopenhaus, das Rinderdreieck oder das noch heute existierende Raubtierhaus. Auch die Errichtung des schon aus der Ferne sichtbaren Wahrzeichens des Zoos –dem Aussichtsturm- und ein Bau für ein Affenhaus fallen in diese Zeit.
Während der Kriegs- und in den Nachkriegsjahren kam der Bau allerdings zum Stillstand. Erst 1960 wurde mit einem neuen Eingang in der Reilstraße wieder ein Neubau errichtet. 1963 weihte man eines der markantesten Bauwerke des Zoos ein: die 24 Meter hohe Freiflugvoliere.
Mit dem Beginn der Wendezeit folgte man auch in Halle dem Trend, die Tieranzahl zugunsten besserer Haltungsbedingungen zu reduzieren und sich dafür intensiver um ausgewählte Arten zu kümmern. Darum sind seit dem Ende der 1980er Jahre etwa keine Nashörner, Giraffen oder größeren Antilopenarten mehr in Halle zu sehen.
Um die Tiere in möglichst naturnahen Gehegen zeigen zu können und damit deren Lebensqualität abermals zu verbessern, begann der Zoo in den 1990ern mit dem Neu- und Umbau von Gehegen und Häusern. 1994 wurde in der Nähe des Einganges ein Haus für Totenkopfaffen mit einer inselartigen Freianlage geschaffen. Zwischen 1998 und 2001 erfolgte der Umbau des alten Affenhauses zu einem Haus für Schimpansen mit begehbarer Tropenhalle und das ehemalige Flusspferdhaus wurde in ein Affenhaus umgebaut, in dem neben tropischen Affen auch seltene Zwergflusspferde gehalten werden.
2001, zum einhundertjährigen Bestehen des Zoos, wurde eine Anlage für Südamerikanische Seebären eingeweiht. 2003 konnte das inzwischen komplett sanierte Raubtierhaus mit neuen Außenanlagen wiedereröffnet werden. 2005 folgte ein neues Krokodilhaus und 2006 zogen, nachdem im Jahr 2003 die Haltung vorübergehend aufgegeben werden musste, erstmals wieder Elefanten in eine neue Elefantenanlage ein. Außerdem erhielt der Zoo 2006 abermals einen neuen Haupteingang neben der Reilschen Villa. In den folgenden Jahren folgten weitere Umbau- und Sanierungsmaßnahmen, etwa der Umbau der Pumaanlage zu einer Anlage für Nasenbären 2007 oder die Sanierung der Geiervoliere im Jahr 2008.
Seit leitet mit Dennis Müller als jüngster Zoodirektor Deutschlands den kleinen Bergzoo. Bis 2031 soll der Zoo nun erneuert und modernisiert werden, so steht unter anderem die Erweiterung und Überbrückung der Elefantenanlage auf dem Plan und es soll ein Gehege für Irbisse (Panthera uncia) entstehen.

Raubtierhaus


Unmittelbar in Nachbarschaft zum Haupteingang befindet sich das Raubtierhaus des Bergzoos nebst Freianlagen. Die Besucherhalle des Raubtierhauses beherbergt, über eine Treppe zugänglich, eine interaktive Ausstellung zur Geschichte des Hauses und zu Großkatzen, von denen heute noch 3 verschiedene Arten im Haus leben, darunter Jaguare (Panthera onca) und die selten gezeigten Katanga-Löwen (Panthera leo bleyenberghi). Es bleibt abzuwarten, ob der Zoo in Zukunft weiterhin diese afrikanische Unterart des Löwen halten wird, da die Nachzuchtbemühungen in europäischen Zoos nicht den gewünschten Erfolg brachten und die Haltung in Deutschland über kurz oder lang auslaufen wird. Besonders bemerkenswert ist jedoch die Haltung der nur selten in Europa gezeigten Malaysischen Tiger (Panthera tigris jacksoni). Der Bergzoo gilt als einer der erfolgreichsten europäischen Züchter dieser Unterart, die erst vor kurzer Zeit beschrieben wurde und kann sogar die europäische Erstzucht für sich verbuchen.
Malaysische Tiger (Panthera tigris jacksoni) werden in Halle erfolgreich gezüchtet.
Ein Jaguar (Panthera onca) im Raubtierhaus. Zur Zeit lebt in Halle ein Geschwisterpaar.
Mit der Renovierung des Raubtierhauses wurden die Gitterstäbe der Innenkäfige durch Glasscheiben ersetzt. Dennoch wirken die Innenbereiche der Raubtiere eher unterkühlt und funktional. Die Verwendung nackter Betonwände unterstützt diesen Eindruck zusätzlich. Die Freianlagen dagegen sind naturnah gestaltet, wirken jedoch recht beengt, obwohl den Tieren darin ähnlich viel Platz zur Verfügung steht wie in vergleichbaren Gehegen für Großkatzen in anderen Zoos. Das gilt in besonderem Maße für die Jaguaranlage, die mit zahlreichen Klettermöglichkeiten maximal ausgenutzt wird. Dennoch wirkt auch diese wie alle anderen Freianlagen etwas beengt. Eine Nachbesserung oder der Verzicht auf eine der Arten wären mit Sicherheit ratsam.
Gestalterisches Highlight im Raubtierhaus sind sicher die mit viel Liebe zum Detail eingerichteten Terrarien, die etliche Reptilienarten sowohl aus tropisch-feuchten Zonen als auch trockenen Wüsten präsentieren. Zu den ausgestellten Tieren zählen unter anderem Grüne Wasseragamen (Physignathus cocincinus), Blaue Stachelleguane (Sceloporus cyanogenys) und die Kuba-Schlankboas (Epicrates angulifer).
Besonderer Blickfang im Raubtierhaus sind die liebevoll gestalteten Terrarien.
Die Bartagame (Pogona vitticeps) ist eine der vielen im Raubtierhaus gezeigten Reptilienarten.

Elefantenhaus 


Die Lage am Berg und in der Stadt bereiten dem Zoo große Platzprobleme. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass die Anlagen jeden Quadratzentimeter Fläche optimal ausnutzen, um sowohl den Tieren als auch den Besuchern optimalen Komfort zu bieten. Hervorragend ist dies bei der Gestaltung der Elefantenanlage gelungen, die derzeit von Südafrikanischer Elefanten (Loxodonta africana africana) bewohnt wird. So dient das Dach des Elefantenhauses gleichzeitig als Aussichtsplattform für die Besucher. Von hier haben sie einen erstklassigen Rundumblick auf die gesamte Freianlage.
Das Innere des Elefantenhauses wird -wie schon das Raubtierhaus- vor allem durch kahle Betonwände dominiert. Runde Deckenfenster untermauern den modernen Charakter. Auch wenn eine naturnähere Gestaltung wünschenswert ist, bietet die Anlage mit einem Badebecken, abtrennbaren Einzelboxen und Futtervorrichtungen die Möglichkeit einer artgerechten Unterbringung der Dickhäuter. Für den Besucher wirkt das Innere des Hauses jedoch sehr dunkel.
Im Elefantenhaus gibt es zwar ein Badebecken, für den Besucher wirkt die Anlage jedoch sehr kühl und dunkel.
Die Freianlage zählt mit Sicherheit nicht zu den Größten. Auch hier beherrschen Betonmauern das Bild der Gehegebegrenzungen, die mit halbierten Baumstämmen optisch aufgewertet wurden. Obwohl die Anlage dennoch ausreichend Platz für Auslauf, Kratz- und sogar eine Bademöglichkeit bietet und die Elefanten sogar mit Perlhühnern (Numida meleagris f. domestica) vergesellschaftet sind, konnte ich bei meinem letzten Besuch vor allem bei dem aus dem Tierpark Berlin stammenden Jungtier das stereotype Verhalten des Webens beobachten. Seltsamerweise beendete die Elefantendame ihr artuntypisches Verhalten schlagartig, als sie von der Frei- in die Innenanlage wechselte. Ob das Weben auf die Haltungsbedingungen in Halle zurückzuführen oder eine Folge der Haltung in Berlin sind, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Solches „Fehlverhalten“ ist oft die Ursache einer frühen Trennung der Mutter-Kind-Bindung oder ein anderes traumatisches Erlebnis. Durch ausreichende Beschäftigungsmöglichkeiten lässt sich das Weben zwar verringern, aber solche Elefanten werden ihr gestörtes Verhalten niemals gänzlich ablegen.
Bis 2031 soll die Anlage vergrößert und durch einen erhöhten Brückenweg aufgewertet werden. 2016 gab es in Halle bei den Elefanten gleich zweifachen Nachwuchs, es wurden sowohl ein weibliches Jungtier als auch ein Bullkalb geboren.
Eine Afrikanische Elefantenkuh (Loxodonta africana africana) auf der Freianlage.

Pinguin- und Seebärenanlagen


Der Weg führt weiter zu der gegenüberliegenden Anlage für die Zweifingerfaultiere oder Unaus (Choloepus didactylus). Der Bergzoo führt das europäische Zuchtbuch dieser ungewöhnlichen Säugetiere aus Südamerika. Berühmt ist der Zoo vor allem für Faultierdame „Paula“ - mit über 45 Jahren das älteste Faultier in einem Zoo weltweit.
Der Bergzoo Halle führt das Zuchtbuch für das Unau oder Zweifingerfaultier (Choloepus didactylus).
Weiter geht es zu den Bärenanlagen. Die Anlage erscheint als ziemlich klein und nicht mehr zeitgemäß, ist jedoch aktuell nur interimsweise mit dem männlichen Braunbär (Ursus arctos) Benny besetzt, dessen eigentliches Zuhause im Nationalpark Bayerischer Wald momentan umgebaut wird.
Weil der Weg am zweiten Zooeingang endet, führt der Weg zunächst wieder zurück vorbei an einer beschaulichen Anlage von Nutrias (Myocastor coypus).

Als nächstes erreicht der Besucher die großartig gestaltete Anlage für die Humboldt-Pinguine (Spheniscus humboldti). Die in ihrer Heimat vor allem von der Fischerei bedrohten Vögel können hier ausgezeichnet beim Planschen im Wasser beobachtet werden. Täglich führen die Pfleger hier kommentierte Fütterungen durch. Der Besucher lernt zahlreiche Fakten über die possierlichen Schwimmer, ohne dabei überfordert oder gelangweilt zu werden. Etwas überraschend ist, dass die Gehegebegrenzung ein sicher ungewolltes Nahekommen ermöglicht -ohne Schwierigkeiten ist es möglich, die Tiere sogar zu Streicheln. Trotz des weichen Gefieders sollte man das aber tunlichst sein lassen, denn mit ihren scharfen Schnäbeln können die Pinguine schmerzhaft zubeißen!
Die Humboldt-Pinguine (Spheniscus humboldti) sind in ihrer Heimat durch Überfischung bedroht.
Direkt neben den Pinguinen hat eine Gruppe der in Zoos fast schon obligatorischen Surikaten (Suricata suricatta) ihr Zuhause. Die zu den Mangusten gehörenden Erdmännchen zählen zu den beliebtesten Tieren in Zoos überhaupt und fehlen in fast keinem Zoo.
Der Weg führt eine kleine Steigung hinauf und bringt die Besucher zur Anlage der Südamerikanischen Seebären (Arctocephalus australis). Im Zoo wird ausschließlich eine Junggesellengruppe gehalten und auf die Zucht der Meeresräuber damit verzichtet. In der Natur scharen die Bullen einen Harem von mehreren Weibchen um sich. Mit anderen Männchen vertragen sie sich dann nicht mehr und liefern sich erbitterte Kämpfe. Aus diesem Grund werden die Tiere in Halle nur „vorübergehend“ untergebracht. Mit dem Erreichen der Geschlechtsreife werden die Jungbullen an andere Halter weiter vermittelt. Auch hier führen die Pfleger täglich eine Kommentierung mit einer kleinen „Show-Einlage“ durch, die für viele heitere Momente sorgt und sicher bei Familien mit Kindern große Beliebtheit hat.


Südamerika und Australien


Weiter geht es in Richtung Bergterassen. Hier befinden sich Möglichkeiten zum Ausruhen und das Bistro. Doch vorher führt der Weg die Besucher an den umgebauten Pumakäfigen vorbei. Hier leben derzeit die Nasenbären, die damit thematisch den Schwerpunkt der kommenden Gehege einleiten: Südamerika. Aktuell hält der Zoo gleich zwei Arten der Kleinbären hier, nämlich Südamerikanische Nasenbären (Nasua nasua) und Weißrüssel-Nasenbären (Nasua narica).
Gegenüber der Bergterrassen befinden sich ein Spielplatz und das „Kleintierhaus“, in dem vor allem kleinere Nagetiere präsentiert werden. Erwähnenswert ist sicher die Haltung der in Deutschland ansonsten nur im Tierpark Berlin und im Tierpark Schönebeck gehaltenen Zwergmaras (Dolichotis salinicola).
Zwergmaras (Dolichotis salinicola) gehören zu den Nagetieren und werden in Zoos recht selten gehalten.
Zu den schönsten Anlagen des Südamerika-Bereiches zählt mit Sicherheit das Gehege der Großen Ameisenbären (Myrmecophaga tridactyla). Die seltsamen Säuger aus der Ordnung der Zahnarmen (Pilosa) sorgen beim Besucher sicher für Befremden und Erstaunen. In Wahrheit sind sie mit ihrer langen, dünnen Schnauze, einer ebenso langen, klebrigen Zunge und den kräftigen Klauen ideal an ihre Nahrung angepasst, die fast nur aus Termiten besteht.
Der Große Ameisenbär (Myrmecophaga tridactyla) schleckt mit seiner langen und klebrigen Zunge Termiten aus ihren Bauen.
Zu den weiteren Bewohnern der Ameisenbärenanlage zählen die Tschajas oder Halsband-Wehrvögel (Chauna torquata), die eine recht ursprüngliche Gruppe der Gänsevögel (Anseriformes) repräsentieren.
Der Wehrvogel (Chauna torquata) ist ein urtümlicher Vertreter Gänsevögel.
Eines der weithin sichtbaren Wahrzeichen des Zoos ist die 24 Meter hohe Freiflugvoliere aus dem Jahr 1962, die direkt gegenüber gelegen ist. Neben diversen Reiher- und Möwenarten gehören die in unserer Natur nur noch sehr seltenen Schwarzstörche (Ciconia nigra) und afrikanische Schattenvögel (Scopus umbretta) zu den gehaltenen Tierarten. Ein eher unerwarteter Bewohner der Voliere ist ein einzelner Pinguin. Der ist erblindet und fand sich auf der Anlage bei seinen „Kollegen“ nicht mehr zurecht. In der Voliere hat er jedoch ein „behindertengerechtes“ Heim gefunden.
Der Schwarstorch (Ciconia nigra) ist im Gegensatz zum Weißstorch (Ciconia ciconia) ein scheuer Waldbrüter.
Der Hammerkopf oder Schattenvogel (Scopus umbretta) kann in der Freiflugvoliere beobachtet werden.
Ein paar Meter weiter findet sich die erst kürzlich eröffnete Australien-Anlage. Auf ihr können Besucher die beliebten Rotnackenwallabys (Macropus rufogriseus) erleben. Bei meinem letzten Besuch waren die Känguruhs noch mit Emus (Dromaius novaehollandiae) vergesellschaftet, die großen Laufvögel sind derzeit aber nicht mehr in der Haltung.
Die Bennettkänguruhs (Macropus rufogriseus) bewohnen die Australienanlage des Zoos.
Unweit des Kontinentes Australien befindet sich eine weitere Anlage des Bereichs „Südamerika“. Hier bilden Große Maras (Dolichotis patagonum), Vukunjas (Vicugna vicugna) und Darwin-Nandus (Rhea pennata) eine wilde „WG“.
Darwin-Nandus (Rhea pennata) unterscheiden sich vom Nandu (Rhea americana), das erkannte schon der Naturforscher Charles Darwin.

Aussichtsturm, Kleinraubtiere und Pferdeartige


Der Weg führt weiter zum Aussichtsturm auf dem Gipfel des Reilsberges. Von hier bietet sich dem Besucher die ganze Stadt zum Betrachten an. Besonders an klaren, sonnigen Tagen reicht die Sicht weit ins Land. Weiter geht es vorbei an den Gehegen für Kleinraubtiere. Die Anlage ist derzeit unter anderem mit Steppenfüchsen (Vulpes corsac) und Binturongs (Arctictis binturong binturong) besetzt.
Der Korsak oder Steppenfuchs (Vulpes corsac) ist ein kleiner Vertreter der Hundefamilie.
Unmittelbar danach wird das Thema „Südamerika“ wieder aufgegriffen. Besonders sehenswert sind die nur selten gehaltenen Rotfußseriemas (Cariama cristata). Die Seriema ist ein merkwürdiger Vogel, der zwar noch flugfähig ist, den Großteil seines Lebens aber laufend verbringt. Auch wenn sie harmlos aussieht, ihre Verwandten, die heute gänzlich ausgestorbenen Phorusrhacidae oder „Terrorvögel“, waren, als Südamerika vor Jahrmillionen noch ein isolierter Kontinent gewesen ist, die größten Beutegreifer in ihrem Habitat.
Dieser eigentümliche Vogel ist eine Rotfußseriema (Cariama cristata).
Der Weg führt den Besucher zu den Alpakas (Vicugna pacos) und schließlich den Bharalen oder Blauschafen (Pseudois nayaur). Die seltenen Huftiere haben ihren Namen aufgrund des bläulich schimmernden Rückenfells erhalten. Sie bilden allerdings gemeinsam mit dem Zwerblauschaf (Pseudois schaeferi) eine eigene Gattung, die den Ziegen (Gattung Capra) näher als den Schafen (Gattung Ovis) steht.
Bharale oder Blauschafe (Pseudois nayaur) werden nur in wenigen deutschsprachigen Zoos, darunter in Halle, gehalten.
Schließlich gelangt der Besucher zu den Gehegen für die Pferdeartigen. Gezeigt werden neben Hauspferden und Hauseseln seit 2016 Hartmann-Bergzebras (Equus zebra hartmannae). Bei meinem letzten Besuch waren die Zebras noch durch Steppenzebras der Unterart Equus quagga boehmi vertreten, die jedoch zugunsten der Bergzebras abgegeben wurden. Die Freianlagen sind allesamt gut einsehbar. Allerdings sind die Stallungen für Besucher nicht zugänglich.
Die Böhmzebras (Equus quagga boehmi) hier auf dem Foto zogen 2016 um, stattedessen leben nun Bergzebras (Equus zebra hartmannae) im Bergzoo.

Fasanerie


Es lohnt sich, vom Hauptrundweg einen kurzen Abstecher zu machen und die Fasanerie zu besichtigen. Die naturnah gestalteten Volieren bieten zahlreichen, in europäischen Zoos nur selten gezeigten, Vögeln eine Heimat. So können Besucher hier etwa die Helmhokkos (Pauxi pauxi pauxi) bestaunen. Die südamerikanischen Hühnervögel sind überwiegend schwarz gefärbt und bestechen durch ihren auffälligen Kopfschmuck. Daneben finden sich in der Fasanerie auch Arten, die nicht zu den Hühnervögeln gehören, etwa Jägerlieste (Dacelo novaeguineae). Die Tiere werden wegen ihres charakteristischen Lautes auch Lachender Hans genannt. In ihrer Heimat Australien heißen diese größten aller Eisvögel jedoch Kookaburra.
Der Helmhokko (Pauxi pauxi pauxi) fällt durch seimen helmartigen Kopfschmuck auf.

Weitere Vogelvolieren


Außer in der Fasanerie werden Vögel in zahlreichen weiteren über das gesamte Zoogelände verteilten Volieren präsentiert. Besonders sehenswert ist in jedem Fall die große Freiflugvoliere der Gänsegeier (Gyps fulvus). Deren tierische Bewohner sind neben den eigentlichen Bewohnern -den Geiern- einige Mäusebussarde (Buteo buteo) und ein Schwarzmilan (Milvus migrans). Der Milan und die Bussarde sind Wildvögel, die aufgrund erlittener Verletzungen nicht mehr in die Natur ausgewildert werden konnten. Im Zoo haben sie stattdessen eine zweite Heimat gefunden.
Gänsegeier (Gyps fulvus) sind wie alle Geier Aasfresser.
Im Zoo gibt es darüber hinaus eine Voliere für Waldrappe (Geronticus eremita). Dieser Schopfibis war einst weit in Europa verbreitet. Mittlerweile kommt er nur noch in Restbeständen in Nordafrika und der Türkei vor. Vergesellschaftet sind die Waldrappe mit Chukar-Hühnern (Alectoris chukar).
Waldrappe (Geronticus eremita) waren einst auch in Mitteleuropa verbreitet, heute gibt es nur noch winzige Restbestände in der Türkei und in Nordafrika.
Chukar-Steinhühner (Alectoris chukar) fallen durch ihre schöne Gefiederzeichnung auf.
Besonders anziehend auf die Besucher wirken stets die Keas (Nestor notabilis). Die neuseeländischen Bergpapageien sind bekannt für ihren ausgeprägten Spieltrieb und kommen stets interessiert nahe ans Gitter heran. Hineinfassen sollte man allerdings unter keinen Umständen, denn die Schnäbel der lustigen Gesellen können schmerzhaft zwicken. In direkter Nachbarschaft befindet sich eine Voliere für Karakaras (Phalcoboenus megalopterus).
Keas (Nestor notabilis) zeichnen sich durch ihren lebenslangen Spieltrieb und schier grenzenlose Neugierde aus.
Weitere Volieren im Zoo sind besetzt mit Turmfalken (Falco tinnunculus), Schnee-Eulen (Bubo scandiacus) und Waldohr-Eulen (Asio otus). Es gibt außerdem eine neue Voliere für Uhus (Bubo bubo), die bei meinem letzten Besuch allerdings noch nicht fertiggestellt war.
Eine kleine Voliere wird von Turmfalken (Falco tinnunculus) und Waldohreulen (Asio otus) belebt.

Anlagen für Gebirgshuftiere


Ein weiterer Schwerpunkt des Zoos liegt, wie sollte es bei der besonderen Lage auch anders sein, in der Haltung von Huftieren, vorwiegend aus den Hochgebirgsregionen Eurasiens und Afrikas.
So ist der Bergzoo einer von aktuell 5 Haltern des Westkaukasischen Steinbocks (Capra caucasica caucasica). Die beeindruckende Wildziegenart bewohnt eine großräumige Anlage am Steilhang. Sowohl von oben als auch unten kann der Besucher die Anlage einsehen und den Tieren beim Klettern zusehen.
Als Bergzoo gibt es in Halle viele Gebirgstiere zu sehen, darunter Westkaukasische Steinböcke (Capra caucasica caucasica).
Das Gehege der afrikanischen Mähnenspringer (Ammotragus lervia) ist unweit der Zooschule gelegen und besticht durch seine besonders natürliche Gestaltung. Es ist eingebettet in einen alten Baumbestand. Überhaupt muss der natürliche Bestand an Bäumen Erwähnung finden. Sie bieten nicht nur eine naturnahe Umgebung, sondern spenden besonders im Sommer willkommenen Schatten. In vielen der Bäume sind Nistkästen für heimische Vogelarten angebracht. Darüber hinaus stellen einige Lehrtafeln eine Art „Baumlehrpfad“ dar und die wichtigsten Baumarten vor.
Das Gehege der Mähnenspringer (Ammotragus lervia) passt sich harmonisch in den Hang ein.
Ein besonders sehenswertes Huftier ist die wohl kleinste Hirschart der Welt, die ebenfalls in Halle zu sehen ist. Der Süd-Pudu (Pudu puda) wird von der IUCN in seiner Heimat als „gefährdet“ eingestuft. Vor allem Wilderei und die Konkurrenz durch Haustiere machen dem höchstens 8 kg schweren Hirsch zu schaffen.
Der Süd-Pudu (Pudu puda) ist die kleinste Art der Hirsche (Cervidae).
Die Cerviden sind des Weiteren durch den Ostchina-Schopfhirsch (Elaphodus cephalophus michianus) vertreten. Aktuell sind im Park 2 (1,1) Tiere zu sehen, die aus den Zoos in Twycross beziehungsweise Heidelberg stammen.

Affenhaus und Totenkopfaffenhaus


Das Affenhaus ist streng genommen nicht alleine den Primaten vorbehalten, sondern erfüllt eher die Funktion eines Tropenhauses und ist aufgeteilt auf zwei Etagen. Die obere, das Erdgeschoss, besticht durch ihre Sammlung von Amphibien, genauer Baumsteigerfröschen. Leider erhält die Klasse der Amphibien noch immer keine große Aufmerksamkeit, obwohl rund ein Drittel der bekannten Lurche als vom Aussterben bedroht gilt und die Bestände bei 43 % rückläufig sind (vgl. TIERGARTEN 2|2014, S.22f.). Im Affenhaus gezeigt werden Goldbaumsteiger (Dendrobates auratus), Schrecklicher Pfeilgiftfrosch (Phyllobates terribilis) und die besonders attraktiv gefärbten Schokoladenbaumsteiger (Excidobates mysteriosus). Alle drei Spezies werden im Zoo erfolgreich nachgezüchtet.
Das Gift des Schrecklichen Pfeilgiftfroschs (Phyllobates terribilis) gehört zu den stärksten im Tierreich. In menschlicher Obhut verlieren sie ihr Gift, da sie es ohne natürliche Beutetiere nicht synthetisieren können.
Ein weiterer Bewohner des Affenhauses ist der Grüne Baumpython (Morelia viridis).
Die größte Innenanlage erstreckt sich über beide Etagen. Im „Untergeschoss“ leben Zwergflusspferde (Choeropsis liberiensis liberiensis). Springtamarine (Callimico goeldii) und Braunrückentamarine (Saguinus fuscicollis) bewohnen den oberen Teil des Geheges, der durch ein Netz von den Flusspferden getrennt ist. Zum Bestand gehören außerdem unter anderem Weißgesichtsakis (Pithecia pithecia), Kugelgürteltiere (Tolypeutes matacus) und verschiedene Insektenarten. 
Angegliedert an das Affenhaus sind zwei Freianlagen. Die eine ist für die Flusspferde bestimmt. Die zweite ist für Besucher begehbar und ein „Sommerdomizil“ für die Tamarine.
Der Springtamarin (Callimico goeldii) ist ein geschickter Kletterer. Seine systematische Zuordnung war umstritten, molekulargenetische Analysen haben die Zugehörigkeit zu den Krallenaffen inzwischen bestätigt.
In der Nähe des Haupteinganges befindet sich das für Besucher attraktive Totenkopfaffenhaus. Der Glasbau ermöglicht von nahezu allen Seiten einen Einblick auf die quirligen Bewohner, die sich besonders bei Kindern großer Beliebtheit erfreuen. Neben den Totenkopfaffen (Saimiri sciureus) können hier Graurücken-Trompetervögel (Psophia crepitans) besichtigt werden.
Das Totenkopfaffenhaus ist eine gelungene Mischung aus Holz- und Glaskonstruktion.
Saimiris oder Totenkopfaffen (Saimiri sciureus) haben ihren etwas unheimlichen Namen ihrer Gesichtszeichnung zu verdanken.

Schimpansenhaus


Wie im Affenhaus, so werden auch im Schimpansenhaus nicht nur Schimpansen (Pan troglodytes) gezeigt. Die Haltung der Schimpansen ist aus Besuchersicht sicher nicht als optimal zu betrachten. Zwar verfügt das derzeit gehaltene Paar über eine Freianlage, doch selbst geneigten Zoofreunden erscheint der Platz sowohl innen als auch außen als zu beengt. Die Innenanlage wirkt stark künstlich, bietet aber eine große Auswahl an Klettermöglichkeiten. Die Tierpfleger führen täglich eine von den Zoobesuchern gut frequentierte Kommentierung durch. Leider stehen die Schimpansen auch im Masterplan 2031 weiterhin auf der Liste der Tierarten, die in Halle gezeigt werden sollen. Aus meiner Sicht wäre es sicher sinnvoller, zugunsten einer anderen Affenart die Menschenaffenhaltung komplett aufzugeben, weil der Platz dafür einfach nicht ausreichend ist. Als besonders schönen "Ersatz" könnte ich mir Mandrills (Mandrillus shpinx) vorstellen. Eine ähnliche Umnutzung erfuhr zum Beispiel das ehemalige Schimpansenhaus im Magdeburger Zoo.
Das Schimpansenhaus beeindruckt dagegen durch die angenehme Gestaltung des Besucherbereichs. Die Verwendung von Mulch als Bodenbelag und eine üppige Bepflanzung lassen hier wahrhaft Tropenflair aufkommen. Bereichert wird die Halle durch freilaufende Tiere, zum Beispiel Lisztaffen (Saguinus oedipus) und Bouffon-Grünhelmturakos (Tauraco persa buffoni). Besonders harmonisch in die Halle integriert sind eine Reihe von Aquarien, die neben einer Vielzahl an tropischen Fischen einige (semi)aquatische Reptilien zeigen wie die vom Aussterben bedrohte McCord-Schlangenhalsschildkröte (Chelodina mccordi).
Lisztaffen (Saguinus oedipus) können sich im Schimpansenhaus frei bewegen.

Krokodilhaus


Das Krokodilhaus gehört definitiv zu den Highlights des Zoos. Von außen betrachtet wirkt es wie beinahe alle Tierhäuser durch seine Beton-Holz-Gestaltung eher ernüchternd. Im Inneren jedoch ist das Haus wunderschön begrünt. Die feuchtwarme Umgebung bietet den gezeigten Krokodilen ein ideales Klima. Selbst der Besucher fühlt sich hier behaglich, vor allem im Winter. Der Besucherweg durch das Haus führt über ein erhöhtes Geländer, von dem man einen guten Ausblick auf die Tiere hat. Gezeigt werden drei Spezies aus der Ordnung der Panzerechsen: Mississippi-Alligatoren (Alligator mississippiensis), Nilkrokodile (Crocodylus niloticus cowiei) und Panzerkrokodile (Mecistops cataphractus). Letztere sind außer im Bergzoo in Deutschland nur in der Welt der Reptilien in Beilrode-Döbrichsau zu finden.
Über eine Wendeltreppe gelangt man eine Etage „tiefer“. Hier kann man den Panzerechsen, durch Glas abgeschirmt, „Auge in Auge“ gegenüberstehen.
Mississippi-Alligatoren (Alligator mississippiensis) gehören zu den größeren Vertretern der Panzerechsen.
Das Panzerkrokodil (Mecistops cataphractus) ist deutschlandweit nur in zwei Zoos zu sehen. 

Vogelteiche


Eine Reihe von Teichanlagen befinden sich im Bereich des Haupteinganges. Besucher werden vor allem von den farbenprächtigen Chileflamingos (Phoenicopterus chilensis) angetan sein, die mit Coscoroba-Schwänen (Coscoroba coscoroba) in Vergesellschaftung leben.
Die Entenvögel sind durch zahlreiche Arten vertreten. Sie alle aufzuzählen, dafür reicht der Platz an dieser Stelle nicht aus, darum eine kleine Auswahl: Hawaiigans (Branta sandvicensis), Nilgans (Alopochen aegyptiaca), Magellangans (Chloephaga picta), Höckerschwan (Cygnus olor), Mandarinente (Aix galericulata), Hawaii-Stockente (Anas platyrhynchos wyvilliana) und Shwarzkopfruderente (Oxyura jamaicensis). Zu den Bewohnern der Ententeiche zählen im Sommer außerdem Meerpelikane (Pelecanus occidentalis carolinensis), die im Winter jedoch ein eigenes, beheizbares Haus bewohnen.
Die Gehegebeschilderung an den Ententeichen vermittelt einen Eindruck von der Vielfalt der gehaltenen Wasservögel. Die meisten Gehegeschilder sind barrierefrei in Brailleschrift verfügbar. Das ist eine echte Innovation uns sollte eigentlich in allen Zoos Standard werden.

Gehegebeschilderungen


Besonders positiv sollen an dieser Stelle die Gehegebeschilderungen hervorgehoben werden. Sie entsprechen weitestgehend den typischen „Hediger-Tafeln“ und liefern damit einen guten Allgemeinüberblick über Herkunft, Lebensraum, Fortpflanzungsbiologie, Nahrung, Verwandtschaft und Gefährdung. Darüber hinaus werden einige Kuriositäten detailierter erläutert. Die wirkliche Besonderheit liegt aber darin, dass die Tafeln zusätzlich mit Brailleschrift ausgestattet sind. Auf diese Weise haben somit auch Seheingeschränkte und Blinde die Möglichkeit, sich umfassend zu informieren. Diese Möglichkeit, Zoos barrierefreier zu gestalten, wird bisher in wenigen Zoos verwendet und sollte eigentlich zum Standard werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich ein Besuch des Bergzoos in jedem Fall lohnt. Mit den beengten Platzverhältnissen geht man in Halle optimal um und holt den größtmöglichen Platz für die Tiere heraus. Leider lassen sich die Platzbedürfnisse nicht aller Tierarten in ausreichendem Maß befriedigen. Während die geplante Vergrößerung der Elefantenanlage unter anderem um die nicht mehr zeitgemäße Bärenanlage zu begrüßen ist, sollte über eine Abgabe der Schimpansen und eine Umnutzung der an sich guten Anlage kritisch nachgedacht werden. 

Literatur


Enke, Dag: Wildtiere in Menschenhand. ein wichtiger Mosaikstein im Artenschutz, TIERGARTEN 2|2014, S. 22f., Schüling Verlag, Münster 2014

Du bist Halle: Bergzoo 2031,Version vom 29.03.2016, abgerufen am 17.09.2016

wikipedia.org: Bergzoo Halle, Version vom 19.08.2016, abgerufen am 17.09.2016

http://www.zoo-halle.de/cms/index.php, abgerufen am 12.12.2013

http://www.zootierliste.de, abgerufen am 08.04.2015

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