Dienstag, 6. Dezember 2016

Zoo Leipzig - Teil 3

Im letzten Teil über den Leipziger Zoo haben wir die Vogelwelt im Alten und Neuen Vogelhaus etwas näher kennengelernt. Beide Häuser sind inzwischen etwas in die Jahre gekommen. An ihre Stelle sollen bis 2020 neue, moderne Anlagen treten. Heute schauen wir uns einen Teil des Zoos an, der einen Eindruck davon vermittelt, wie die Zukunft der Zoos aussieht: die 2011 eröffnete Tropenhalle Gondwanaland. Sie ist übrigens die größte Halle ihrer Art in Europa und gewissermaßen die Hauptattraktion des Leipziger Zoos. Hier kann man völlig wetterunabhängig in die faszinierende Welt der tropischen Regenwälder eintauchen - ganz ohne beschwerliche Reisestrapazen auf sich nehmen zu müssen.

Das Konzept "Gondwanaland"


Der Name Gondwanaland leitet sich vom südlichen Urkontinent Gondwana ab, der einst, im Mesozoikum, große Teile der Landmassen unseres Planeten in sich vereinte. Hervorgerufen durch die gewaltigen Kräfte der Plattentektonik zerbrach er in kleinere Stücke, die heutigen Kontinente Südamerika, Afrika inklusive Madagaskar, Australien, Antarktika und Teile Südostasiens. Gondwanaland soll darum einerseits einen Einblick in die Erdgeschichte und die Entstehung des Lebens liefern, andererseits stellt es den Bezug zu eben jenen Kontinenten her, die heute -noch- von tropischen Regenwäldern bewachsen sind.
Blick in die riesige Tropenhalle. Das Dach besteht aus doppelkammerigen ETFE-Folienkissen und lässt das Sonnenlicht beinahe ungefiltert hindurch. Das sorgt für üppiges Pflanzenwachstum in der Halle.
Ursprünglich sollte das Gondwanaland als Halle im Zentrum des Zoos entstehen, dort, wo die Themenbereiche Asien, Südamerika und Afrika aufeinander treffen und damit eine inhaltliche Verbindung zwischen den einzelnen Themenbereichen schaffen. Dann ergab sich aber die Möglichkeit, das südlich der Elefantenanlage befindliche Gelände der Pfaffendorfer Kammgarnspinnerei für den Bau der Halle zu nutzen. 2007 wurde die leer stehende Halle gesprengt und die Fläche des Zoos wuchs damit auf rund 26 Hektar an. Um den zooseitigen Eingangsbereich der Halle zu errichten, wurde ein Teil der Raubtierterassen abgerissen. Herzstück des Gondwanalands ist die rund 16500 Quadratmeter große Tropenhalle. Das Dach der Halle besteht aus einem Primärtragwerk, das wiederum das Sekundärtragwerk trägt. Zwischen den Trägern des Sekundärtragwerks spannen sich spezielle Folienkissen aus ETFE. Dieser Kunststoff ist extrem robust sowie wetter- und lichtbeständig. Im Gegensatz zu anderen Materialien lässt ETFE sogar UV-Licht hindurch, was für das üppige Pflanzenwachstum unerlässlich ist. Durch moderne Wärmerückgewinnung und eine ausgeklügelte Klimatechnik wird dafür gesorgt, dass die Halle einerseits stets das richtige Tropenklima für seine Bewohner liefert (22 bis 28 Grad Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit zwischen 65 und 75 Prozent) und andererseits umweltschonend und effizient betrieben werden kann. Nähere Ausführungen zur Technik der Halle sollen an dieser Stelle nicht gemacht werden, die meisten Besucher interessieren sich ohnehin für die tierischen Pfleglinge. Technik-Interessierten sei aber das Sonderheft "Tropenerlebniswelt Gondwanaland" aus der Reihe "Leipziger Blätter" des Passage-Verlags ans Herz gelegt.  Wir beginnen nun aber unsere Reise und betreten das Gondwanaland über den zooseitigen Vulkanstollen.

Vulkanstollen


Im Vulkanstollen tauchen wir ein in die Welt der Vergangenheit. An die Dunkelheit in dem künstlichen, unterirdischen Stollen müssen sich die Augen erst gewöhnen. Zunächst geht es über ein blubberndes Lavafeld, doch keine Angst, selbstverständlich ist die Lava nicht echt und der Besucher kann gefahrlos dartüber spazieren.
Der Vulkanstollen beherrbergt eine Fülle so genannter "lebender Fossilien" - Tiere, deren Bauplan sich seit Jahrmillionen kaum veränderte.
Vorbei geht es an einigen ansprechend gestalteten Aquarien im Themenbereich "lebende Fossilien". Damit sind Tierarten gemeint, deren Verwandtschaft schon vor etlichen Millionen Jahren lebte und deren Anatomie sich im Laufe der Zeit nur kaum bis gar nicht veränderte.
Im ersten Aquarium begegnet uns der Gefleckte Knochenhecht (Lepisosteus oculatus), der unter den Fischen einzigartig ist, denn er besitzt als einziger Vertreter ein funktionstüchtiges Hinterhauptsgelenk und kann daher mit dem Kopf nicken.
Der Gefleckte Knochenhecht (Lepisosteus oculatus) ist ein "lebendes Fossil". Seit Jahrmillionen hat sich der Bauplan dieser Knochenfische nur unwesentlich verändert.
Die Lungenfische (Dipnoi) sind etwas Besonderes, denn sie gehören zur Klasse der Fleischflosser (Sarcopterygii), jene Gruppe von Fischen also, die einst das Land eroberten und aus der alle heute lebenden Landwirbeltiere (Tetrapoda) hervorgingen. An dieser Stelle muss jedoch betont werden, dass keiner der gezeigten Lungenfische ein direkter Vorfahre der Landwirbeltiere ist. Es handelt sich eher um einen Seitenzweig, der mit den Landwirbeltieren lediglich den gemeinsamen Vorfahren teilt.
Im Gondwanaland begegnen uns gleich drei Arten von Lungenfischen: Australischer (Neoceratodus forsteri), Südamerikanischer (Lepidosiren paradoxa) und Westafrikanischer Lungenfisch (Protopterus annectens). Die Lungen der Fische entstanden ursprünglich aus einer Aussackung des Darms (die gleiche Anlage bildete bei den meisten anderen Fischen die Schwimmblase) und dienen nicht zum Atmen an Land. Vielmehr stellen sie eine Anpassung an sauerstoffarme und beziehungsweise oder periodisch austrocknende Gewässer dar.
Ein besonders schön gestaltetes Becken zeigt die schon im ersten Teil unseres Zooportraits erwähnten Schützenfische (Toxotes jaculatrix) in Vergesellschaftung mit Atlantischen Schlammspringern (Periophthalmus barbarus). Eine dritte Art, die eigentlichen "Stars" des Beckens, muss man jedoch erst suchen: Große Molukkenkrebse (Tachypleus gigas), die auch Pfeilschwanzkrebse genannt werden. Trotz ihres Namens sind die Tiere jedoch näher mit den Spinnentieren verwandt. Sie durchpflügen permanent das Bodensubstrat auf der Suche nach Nahrung. Eine zweite Art, der Atlantische Pfeilschwanz (Limulus polyphemus) wird im Gründergarten im Aquarium gezeigt. Im Gondwanaland-Becken wurden ursprünglich Mangroven-Pfeilschwänze (Carcinoscorpius rotundicauda) gehalten. Die Art hielt sich im Becken jedoch nicht lange, das Becken bedurfte erst einer Überarbeitung. Außerdem sind die nun gezeigten Großen Molukkenkrebse, im Gegensatz zu den Mangroven-Pfeilschwänzen, ungiftig.
Große Molukkenkrebse (Tachypleus gigas) durchpflügen den Grund des Gewässers auf der Suche nach Fressbarem und werden daher auch "Seemaulwurf" genannt.
Vorbei geht es an einem Gehege, das ursprünglich Schopftinamus (Eudromia elegans) beherrbergte. Aktuell werden hier jugendliche Komodowarane (Varanus komodoensis) gezeigt.
Der Stollen führt uns nun in die Nachttierabteilung. Hier werden Säugetiere gezeigt, die vorwiegend in der Dämmerung und in der Nacht aktiv sind. Damit der Besucher sie dennoch zu Gesicht bekommt, wird der Tag-Nacht-Rhythmus einfach umgekehrt und eine schwache Rotlichtbeleuchtung sorgt dafür, dass der Besucher einen Blick ins Gehege werfen kann.
Blick in das Gehege der Zwergplumploris (Nycticebus pygmaeus). Sie gehören zu den wenigen Säugetieren, die giftig sind.
Gezeigt werden aktuell Tüpfelbeutelmarder (Dasyurus viverrinus), Zwergplumplori (Nycticebus pygmaeus) und Kowaris (Dasyuroides byrnei). Auch die Virginia-Oppossums (Didelphis virginiana) lebten ursprünglich hier. Eines der Tiere, das schielende Opossum Heidi, hat es zu weltweiter Berühmtheit geschafft. Da Opossums nur wenige Jahre alt werden und die Tiere nicht züchteten, wird die Art heute nicht mehr gehalten. 2017 wird vermutlich eine weitere Art hier einziehen, Große Kaninchennasenbeutler(Macrotis lagotis). Leipzig wird dann der einzige Halter dieser australischen Beuteltierart, die auch Bilby genannt wird, in Europa sein.

Freilebende Tiere im Gondwanaland


Bevor wir uns nun auf den Rundweg durch die Riesentropenhalle begeben, soll noch erwähnt werden, dass es sich stets lohnt, die Augen auch abseits der gewöhnlichen Gehegebegrenzungen offen zu halten. Eine ungeahnte Fülle an Tieren kann sich nämlich in der Halle frei bewegen. Dem Besucher dürften vor allem die zahlreichen großen und kleinen Vögel auffallen, die in teils beeindruckendem Tempo über die Köpfe der Zoogäste hinwegsausen. Allgegenwärtig in der Halle sind zum Beispiel die Madagaskarweber (Foudia madagascariensis). Die Männchen der kleinen Sperlingsvögel lassen sich zur Balzzeit ganz leicht von den Weibchen unterscheiden, denn nur sie besitzen ein leuchtend rotes Prachtkleid.
Auch sehr häufig anzutreffen sind Schuppenkopfrötel (Cossypha albicapilla) und Zweifarben-Fruchttaube (Ducula bicolor). Im Südamerika-Bereich hält sich oft ein recht großer Vertreter der Hühnervögel auf, der an seinem schieferblauen Gefieder gut zu erkennen ist, der Venezuela-Blaukehlguan (Pipile cumanensis cumanensis).
Der Blaukehlguan (Pipile cumanensis cumanensis) ist ein Hühnervogel aus den Tropen Südamerikas.
 Eher unscheinbar und durch die Grünfärbung gut getarnt ist der Hartlaubturako (Tauraco hartlaubi). Er fällt vor allem durch seinen lauten Schrei auf, der jedoch -gelinde gesagt- wenig melodiös klingt.
Hartlaub-Turakos (Tauraco hartlaubi) sind aufgrund ihrer grünen Färbung nur schwer zu entdecken.
 In Gewässernähe hält sich ein anderer Vogel bevorzugt auf, die Sonnenralle (Eurypyga helias). Sie fällt durch ihr schlichtes, braunes Federkleid kaum auf, doch der erste Eindruck täuscht. Fühlt sie sich bedroht, breitet sie ihre Schwingen aus und präsentiert dem Bedroher zwei riesige Augenflecke. Diese sollen, so zumindest die Theorie, so einschüchternd wirken, dass ein potentieller Angreifer schnell die Flucht ergreift. In Südamerika hat man beobachtet, das diese Taktik zumindest gegen Kaimane aufzugehen scheint.
Eindrucksvoll stellt die Sonnenralle (Eurypyga helias) die "Augen" auf ihren Flügeln zur Schau.
Der Maskenkiebitz (Vanellus miles), seltener auch Sporn- oder Soldatenkiebitz genannt, ist ein weiterer Vertreter, der häufig gesichtet werden kann. Oftmals finden sich die Tiere in der Nähe des Tapirgeheges. Dort haben sie auch schon mehrfach gebrütet. Das Nest wird direkt am Boden errichtet und beide Geschlechter wechseln sich mit der Brut ab.
Masken- oder Soldatenkiebitze (Vanellus miles) sind mit ihrer gelben Maske unverkennbar.
Weitere Vertreter der Vogelwelt Gondwanalands sind unter anderem Halsbandliest (Todiramphus chloris), Kragentaube (Caloenas nicobarica), Straußwachtel (Rollulus rouloul), Kleiner Kubafink (Tiaris canora), Kleine Amazonasente (Amazonetta brasiliensis brasiliensis) und Gelbbrust-Pfeifgans (Dendrocygna bicolor).
Zwar kein Vogel, aber trotzdem ein guter Flieger, ist der Inselflughund (Pteropus hypomelanus condorensis). Die Flughunde ähneln auf den ersten Blick einer Fledermaus und tatsächlich bilden Fledermäuse (Microchiroptera) und Flughunde (Macrochiroptera) die gemeinsame Ordnung der Fledertiere oder, ihrem wissenschaftlichen Namen Chiroptera nach, auch Handflügler genannt, in der Lebensweise unterscheiden sie sich jedoch stark. Flughunde sind reine Vegetarier, die sich zumeist von reifen Früchten ernähren und selbstredend die Früchte der unzähligen tropischen Pflanzen im Gondwanaland gerne verzehren.
Die Reptilien sind unter anderem durch verschiedene Anolis-Arten vertreten, zum Beispiel dem Rotkehl-Aanolis (Anolis carolinensis), dem Kuba-Anolis (Anolis sagrei) und dem Weißlippen-Anolis (Anolis coelestinus). Auch die bereits aus dem Terrarium bekannte Grüne Wasseragame (Physignathus cocincinus) kann im Gondwanaland angetroffen werden. Natürlich dürfen auch Grüne Leguane (Iguana iguana) nicht fehlen.
Der Grüne Leguan (Iguana iguana) sieht zwar bedrohlich aus, ist aber ein harmloser Pflanzenfresser.
Amphibien sind vertreten durch Korallenfinger (Litoria caerulea), Tomatenfrösche (Dyscophus guineti), Chinesische Riesenflugfrösche (Polypedates dennysii) und etliche Pfeilgiftfroscharten wie zum Beispiel dem Gestreiften Blattsteiger (Phyllobates vittatus), Zweifarben-Blattsteiger (Phyllobates bicolor) oder Azurblauer Baumsteiger (Phyllobates azureus). 
Leider etwas unscharf geworden ist diese Aufnahme eines frei im Gondwanaland lebenden Gestreiften Blattsteigers (Phyllobates terribilis). Zum Glück für die Besucher verlieren diese Pfeilgiftfrösche in menschlicher Obhut ihr Gift.
Auch etliche Insektenarten leben im Gondwanaland, die meisten von ihnen allerdings äußerst verborgen. So verwundert es nicht, dass im Gondwanaland auch schon eine Art entdeckt wurde, die der Wissenschaft bis dato völlig unbekannt war. Der tropische Vertreter der Ohrenkneifer wurde auf den wohlklingenden Namen Euborellia arcanu getauft.
Nur am Rande erwähnt werden soll der üppige Bestand an Pflanzenarten. Bei der Auswahl der Pflanzen wurde großer Wert darauf gelegt, dass die meisten Arten auch an die Tiere verfüttert werden können, darum verwundert es nicht, dass sich unter den pflanzlichen Bewohnern zahlreiche Nutzpflanzen finden, die wir aus der Obstabteilung unserer Supermärkte kennen. Ananas (Ananas comosus), Kaffeestrauch (Coffea arabica), Bourbon-Vanille (Vanilla planifolia), Kakaobaum (Theobroma cacao) und Mango (Mangifera indica) sind nur einige, die an dieser Stelle stellvertretend für die rund 500 präsentierten Pflanzenarten genannt werden sollen. 
Frucht des Kakaobaums (Theobroma cacao). Im Hintergrund die leuchtend roten Blüten verschiedener Puderquastenstraucharten (Calliandra).

Südamerika


Nun wollen wir uns aber auf den Rundweg begeben und beginnen mit dem Kontinentbereich Südamerika. Dem Besucher sei eine Fahrt mit dem Boot auf dem Gondwanalandfluss Gamanil (eine Wortneuschöpfung aus den drei größten Flüssen der jeweiligen Kontinente Ganges, Amazonas und Nil) empfohlen. Auf der Rundfahrt erlebt man eine virtuelle Reise durch die Erdgeschichte, begleitet von Norbert Langer (er ist Sprecher zahlreicher Dokumentationen und darüber hinaus die Standard-Synchronstimme für den Schauspieler Tom Selleck) und anschließend durchquert das Boot die Halle.
Blattschneiderameisen (Atta cephalotes) sind die wohl kleinsten Gondwanaland-Besucher, die dem Besucher auf seiner Reise begegnen. Die staatenbildenden Insekten sind bekannt dafür, Blattstücke abzuschneiden und in ihr Nest zu transportieren, wo sie damit einen Pilz kultivieren, von dem sie sich ernähren.
Der Weg führt zu den Totenkopfaffen (Saimiri sciureus).  Der Besucher kann die geschickten Kletterer wahlweise vom Rundweg aus beobachten oder aber die Totenkopfaffeninsel betreten. Wir halten uns an den Rundweg, überqueren eine Brücke und gelangen an eine Kreuzung. Wir nehmen den linken Weg und finden uns alsbald in der Amazonas-Grotte wieder. Von hier aus hat man zunächst einen Einblick in das Gehege der Ozelots (Leopardus pardalis). Die schön gezeichneten Katzen sind leider recht scheu und nur selten direkt an der Glasscheibe zu sehen. Oft verbringen sie den Tag etwas versteckt. Wenn man aber weiß, wo man suchen muss, kann man sie eigentlich immer sehen.
Kater Rio ist bereits der dritte Nachwuchs bei den Ozelots (Leopardus pardalis).
Eine Unterwasserscheibe liefert uns einen Blick in die Fischwelt des Amazonasflusssystems. Besonders beeindruckend ist der Arapaima (Arapaima gigas), der als der größte Süßwasserfisch überhaupt gilt. Die indigenen Völker am Amazonas schätzen den Arapaima als wertvollen Speisefisch und stellen aus seinen Schuppen Schmuck her. Aus dem verknöcherten Stab seiner Zunge (der Arapaima gehört zur Familie der Osteoglossidae oder Knochenzüngler) werden Feilen hergestellt. Weitere Bewohner des Beckens sind Schwarze Pacus (Colossoma macropomum), die größte Salmlerart weltweit und diverse Welse, darunter Gestreifte Tigerspatelwelse (Pseudoplatystoma fasciatum).
Der Arapaima (Arapaima gigas) sieht aus wie aus einer anderen Welt und gehört zu den größten Süßwasserfischen der Welt.
Es geht weiter zu den Riesenottern (Pteronura brasiliensis). Sie sind zwar nicht die schwersten Vertreter der Otter (dieser Titel gehört dem Kalan (Enhydra lutris) oder Seeotter), mit einer maximalen Kopf-Rumpf-Länge von rund 1,30 Metern aber die längste Otterart. Besonders attraktiv ist ein kleines Aquarium mit Natterers Sägesalmlern ( Pygocentrus nattereri), besser bekannt als Roter Piranha. Das Aquarium ist so aufgebaut, dass es scheinbar mit dem Ottergehege verschmilzt. Natürlich wird es aber durch eine Glasscheibe von den Ottern abgetrennt, denn die Fische passen hervorragend ins Beuteschema der Wassermarder.
Der Riesenotter (Pteronura brasiliensis) ist ein ausgezeichneter Schwimmer und Fischjäger.
Der Weg führt und weiter vorbei an der Faultierinsel. Von unten ist es meist recht schwierig, die Tiere zu Gesicht zu bekommen, darum steigen wir nun ein paar Treppenstufen hinauf und gelangen wieder zur Kreuzung, wo wir nun dem Rundweg weiter nach rechts folgen. Links werfen wir einen kurzen Blick in das Gehege der Zwergagoutis (Myoprocta pratti). Die Nager leisten als "Gärtner des Regenwaldes" in der Natur wertvolle Arbeit. Sie legen sich nämlich Nahrungsvorräte an. Ab und zu vergessen sie eines ihrer Verstecke und dann bekommt der Samen die Gelegenheit zum Keimen. Ein paar Meter weiter auf der rechten Seite gelingt dem Besucher nun ein Blick von oben auf die Faultierinsel. Von hier aus hat man oft mehr Glück, die beiden Zweifingerfaultiere (Choloepus didactylus) Faulinchen und Sid zu beobachten. Die zweiten Bewohner, Weißbauch-Zwergseidenäffchen (Cebuella pygmaea niveiventris) bekommt man dagegen fast nie zu Gesicht. In der großen Halle gehen diese kleinsten aller Trockennasenprimaten leider völlig unter. Das ist besonders schade, weil diese Unterart aktuell nur hier und in Magdeburg zu sehen ist.
Die langsamen Zweifingerfaultiere (Choloepus didactylus) sind perfekt getarnt und im Urwald kaum zu entdecken.
Der Rundweg führt noch einmal zum Gehege der Riesenotter, das man nun aus der Vogelperspektive beobachten kann. Mit etwas Glück lassen sich im Geäst Weißgesichtsakis (Pithecia pithecia) und Silberäffchen (Mico argentatus) blicken.
Silberäffchen (Mico argentatus) tummeln sich in den Bäumen über den Köpfen der Riesenotter.

Afrika


Der Rundweg führt nun in den nächsten Kontinentbereich, nach Afrika. Vorbei geht es an einem Palmenhain, der dem Besucher allerlei Informatives über die Nutzung dieser tropischen Pflanzenfamilie vermittelt. Auf der rechten Seite erblickt man sogleich ein Gehege mit vergleichsweise wechselvoller Vergangenheit. Ursprünglich wurden hier Servale (Leptailurus serval möglicherweise Caracal serval) gehalten. Weil der Anlage jedoch eine Übernetzung fehlte und die sprunggewandten Katzen trotz Einhaltung der Bauvorschriften mehrfach ihrem Gehege entkamen, wurden die Tiere schon nach recht kurzer Zeit durch Löffelhunde (Otocyon megalotis) ersetzt. Die kleine Wildhundart zeichnet sich durch ihre besondere Ernährungsweise aus, denn sie sind auf das Fressen von Termiten, Ameisen und anderen Insekten spezialisiert. Leider sind sie jedoch nachtaktiv und sehr scheu. Darüber hinaus sind sie, genau wie die Servale, eher Savannen- denn Regenwaldbewohner und werden den Zoo künftig verlassen. Die Anlage wurde mit einem Textilnetz versehen und soll künftig Kronenmakis (Eulemur coronatus) zeigen.
Es geht weiter zu einer afrikanischen Rundhütte, von wo aus man Einblick in das Gehege der Eulenkopf-Mmeerkatzen (Cercopithecus hamlyni) hat, die hier mit Kirk-Dikdiks (Madoqua kirkii) vergesellschaftet sind. Die Zwergantilopen züchten regelmäßig im Gondwanaland, bis 2016 sind schon 9 Geburten zu verzeichnen.
Kirk-Dikdiks (Madoqua kirkii) sind kleine Wiederkäuer. Ihre rüsselartige Nase hilft ihnen, die Körpertemperatur zu regulieren.
Die Eulenkopf-Meerkatzen werden gegenwärtig in Deutschland neben Leipzig nur in Berlin gezeigt. Seit 2013 koordiniert der Zoo Leipzig für die Art das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP). 2016 wurde dann auch das erste Jungtier im Gondwanaland geboren.
Mutter mit dem ersten im Gondwanaland geborenen Jungtier der Eulenkopfmeerkatzen (Cercopithecus hamlyni).
Schwindelfreie Besucher können über eine Hängebrücke den Baumwipfelpfad betreten. Er führt zum großen Urwaldriesen im Zentrum der Halle. Der künstlich angelegte Baumstamm enthält, gut versteckt, die Klimatechnik der Halle. Hier befindet sich auch der höchste Punkt, von dem aus der Besucher einen Blick über die gesamte Halle werfen kann. Lange verweilen kann und sollte man hier jedoch nicht, denn je höher man sich in der Halle befindet, umso wärmer ist es. Darum steigen wir schnell wieder ab und folgen dem Weg zu den Zwergflusspferden (Choeropsis liberiensis liberiensis). Auch sie leben in Vergesellschaftung mit einer Meerkatzenart, den wunderschön gezeichneten Dianameerkatzen (Cercopithecus diana).
Die Dianameerkatzen (Cercopithecus diana) züchtete im Gondwanaland bereits erfolgreich.
Die Zwergflusspferde werden von manchen Besuchern für junge Flusspferde (Hippopotamus amphibius) gehalten, doch in Wirklichkeit repräsentieren sie eine eigenständige Art, die nur im zantralafrikanischen Kongogebiet vorkommt und akut vom Aussterben bedroht ist. Zwergflusspferde wurden, genau wie ihre großen Verwandten, in Leipzig bereits im Dickhäuterhaus gehalten, jedoch vor dem Umbau zum Elefantentempel Ganesha Mandir abgegeben. Zwar sah der ursprüngliche Masterplan eine Anlage für Großflusspferde in der Themenwelt Afrika vor, im aktuellen Masterplan 2020 tauchen sie jedoch nicht mehr auf, sodass diese Art wohl nicht mehr in Leipzig gezeigt werden wird. Zum Bedauern der Tiergärtner sind Zwergflusspferde nicht leicht nachzuzüchten. Darüber hinaus herrscht bei der Geburt, der Grund dafür ist unbekannt, eine ungleiche Geschlechterverteilung. Es werden mehr weibliche Kälber geboren, zudem ist die Sterblichkeit junger Bullen leicht erhöht. In Leipzig gelang die Zucht im Gondwanaland bislang noch nicht.
In Europa wird ausschließlich die westliche Unterart des Zwergflusspferds (Choeropsis liberiensis liberiensis) gehalten.

Asien


Zuletzt betreten wir den Kontinentbereich Asien. Der Weg führt vorbei am tosenden Wasserfall, der hauptsächlich für die Luftbefeuchtung in der Halle verantwortlich ist. Passend dazu begrüßen den Besucher in einem naturnah eingerichteten Terrarium die WInkerfrösche (Staurois guttatus). Die kaum daumennagelgroßen Amphibien leben natürlicherweise in der Nähe von Wasserfällen und müssen aufgrund der Lautstärke der Umgebungsgeräusche auf das froschtypische Quaken verzichten. Stattdessen kommunizieren sie durch Zeichensignale, die sie sowohl mit ihren Vorder- als auch den Hintergliedmaßen machen.
Nur etwa daumennagelgroß ist der Winkerfrosch (Staurois guttatus).
Nicht weit entfernt befindet sich die Anlage der Fischkatzen (Prionailurus viverrinus). Die Kleinkatzen sind alles andere als wasserscheu und ernähren sich vorwiegend von Fisch, Krebsen und anderen Wasserbewohnern, die sie geschickt mit ihren Pfoten angeln. Um die schlüpfrige Beute festhalten zu können, sind ihre Krallen nicht mehr vollständig einziehbar und sogar kleine Schwimmhäute sind zwischen den Zehen ausgebildet. Dafür ist der Schwanz vergleichsweise kurz, da die Tiere sich nicht so häufig in Bäumen aufhalten, benötigen sie diese Balance-Hilfe nicht mehr so sehr.
Die FIschkatze (Prionailurus viverrinus) verbringt wie alle Katzen einen Großteil des Tages mit Ruhen.
Die Junggesellengruppe der Zwerg- oder Kurzkrallenotter (Aonyx cinerea) genießt anscheinend ausgiebige Sonnenbäder.
Wir gehen am Gehege der Zwergotter (Aonyx cinerea) -den kleinsten Vertretern der Wassermarder- vorbei und gelangen zu einer Voliere, in der ein Paar Runzelhornvögel (Aceros corrugatus) mit Braunen Landschildkröten (Manouria emys emys) vergesellschaftet ist. Beide Arten zeichnen sich durch ihr bemerkenswertes Fortpflanzungsverhalten aus. Die Braune Landschildkröte ist der einzige Vertreter der Schildkröten, der Brutfürsorge betreibt, also das Nest vor Feinden bewacht. Beim Runzelhornvogel dagegen nistet sich das Weibchen in einem hohlen Baumstumpf ein und verschließt den Eingang mit einer Mischung aus Erde, Speichel und Kot, sodass nur ein winziger Spalt offen bleibt, über den das Männchen Nahrung für das Weibchen und später für den Nachwuchs heranschafft.
Der Runzelhornvogel (Aceros corrugatus) zeichnet sich durch deutlichen Geschlechtsdimorphismus aus. Hier ein Männchen im Portrait.
Es geht als nächstes durch den Nutzpflanzengarten, in dem zahlreiche Pflanzen der Tropen vorgestellt werden, deren Früchte bei uns in den Handel kommen oder die von der lokalen Bevölkerung genutzt werden. Darunter befinden sich bekannte Arten wie der Kaffeestrauch (Coffea arabica), die Gewürzvanille (Vanilla planifolia), Schwarzer Pfeffer (Piper nigrum) oder Ananas (Ananas comosus). Kaum bekannt sein dürfte dagegen der Zahnbürstenbaum (Salvadora persica), dessen Zweige man an einem Ende faserig kaut und anschließend zum Zähneputzen verwenden kann
Als nächstes besichtigen wir das Areal der Sunda-Gaviale (Tomistoma schlegelii). Diese Panzerechsen-Art zeichnet sich durch eine verlängerte und sehr schmale Schnauze mit zahlreichen kegelförmigen Zähnen aus. Die Tiere sind damit ideal an das Fangen von schlüpfrigen Fischen angepasst.
Sunda-Gaviale (Tomistoma schlegelii) sind mit ihrer langen Schnauze und den spitzen Zähnen auf Fischfang spezialisiert.
Gegenüber befindet sich das Gehege für die Komodowarane. Während uns die Jungtiere schon im Vulkanstollen begegnet sind, leben hier die größeren Tiere. Gegenwärtig ist das Männchen Kampung sicher der größte Vertreter seiner Art im Zoo. Lange Zeit nahm man an, dass Komodowarane ihre Beutetiere töten würden, indem sie bei ihrem Biss fäulniserregende Bakterien in ihrem Maul auf die Wunde übertragen würden, was letztendlich zum Tod der Beute durch Sepsis führte. Mittlerweile weiß man jedoch, dass Komodowarane giftig sind. Genau wie Giftschlangen besitzen sie Giftdrüsen, die entwicklungsbiologisch aus Speicheldrüsen hervorgingen. Sie haben jedoch keine Giftzähne, sondern das Gift mündet in einer Rinne im Unterkiefer. Damit ist es angeblich sogar möglich, große Beutetiere wie Wasserbüffel (Bubalus bubalis) zu erlegen.
Der Komodowaran (Varanus komodoensis) ist die größte Echsenart der Welt.
Weiter geht es zu den Schabrackentapiren (Tapirus indicus). Die größte Art der Tapire ist zugleich die einzige, die nicht in der Neuen Welt beheimatet ist. Obwohl sie mit ihrem eigenartigen Rüssel und ihrem tonnenförmigen Körper eher an Schweine oder Elefanten erinnern, sind ihre nächsten Verwandten die Nashörner und Pferdeartigen. Im Gondwanaland hat es seit 2011 bereits mehrfach Nachwuchs gegeben. Die drei Jungen waren bislang alle männlich und hörten auf die Namen Baru, Kedua und Ketiga.
Tiefenentspannt ruht sich der Schabrackentapir (Tapirus indicus) aus.

Mit den Tapiren ist der Rundgang durch die Tropenhalle auch schon fast beendet. Über den Oberen Dorfplatz verlassen wir das Gondwanaland und kommen noch einmal an einigen schön eingerichteten Terrarien vorbei, in denen einige Vertreter der Geckos und einige Frösche präsentiert werden, darunter Goldfröschchen (Mantella aurantiaca), Goldbaumsteiger (Dendrobates auratus) und Klemmers Taggeckos (Phelsuma klemmeri).
Goldbaumsteiger (Dendrobates auratus) in einem Terrarium der Artenschutzhütte amAusgang des Gondwanalands.

Damit verlassen wir nun die Tropen und begeben uns im vierten Teil des Zooportraits in die Themenwelt Asien.

Literatur


Amend, Michael: Zwergflusspferde in Zoologischen Gärten, in TIERGARTEN 3|2016, Schüling Verlag, Münster 2016

Tropenerlebniswelt Gondwanaland. (Leipziger Blätter, Sonderheft), Passage-Verlag, Leipzig 2011, ISBN: 978-3-938543-95-5

lvz.de: Regenwaldforscher entdecken neuen Ohrwurm im Gondwanaland, Fassung vom 04.10.2015, abgerufen am 25.10.2016

Zoo  Leipzig: Gondwanaland Tropenführer Tiere & Pflanzen 2015

Zoo Leipzig: Panthera Jahresbericht 2015

zootierliste.de: Arapaima gigas (Arapaima), abgerufen am 12.10.2016

zootierliste.de: Cebuella pygmaea niveiventris (Weißbauch-Zwergseidenäffchen), abgerufen am 12.10.2016

zootierliste.de: Cercopithecus hamlyni (Eulenkopf-Meerkatze), abgerufen am 12.10.2016

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